Positive Zahlen: Windbranche trotzt der Krise

Der Neubau von Windrädern ist 2009 in Deutschland wieder deutlich gestiegen. Ein Grund dafür: Der Strom aus den Rotoren brachte den Betreibern mehr Geld als im Vorjahr.

Trotz des Ausbaus sank die Stromproduktion, weil der Wind weniger wehte. Bild: ap

BERLIN taz | Keine Spur von Krisenstimmung: Die Windenergiebranche blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2009 zurück. Mit 952 neu aufgestellten Windrädern mit einer Gesamtleistung von 1.917 Megawatt ist sie 2009 um 15 Prozent stärker gewachsen als in den beiden Jahren zuvor. Zwar liegt der Leistungszuwachs noch deutlich unter den Boom-Jahren 2001 bis 2003, als jeweils über 2.500 Megawatt neu installiert wurden. Doch im Vergleich zu den Erwartungen vor einem Jahr - als angesichts von Rezession und befürchteter Kreditklemme auch ein Rückgang für möglich gehalten wurde - sind die Zahlen überraschend positiv. "Die deutsche Windenergie hat wieder eine solide Basis", kommentierte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, die Zahlen. Global liegt Deutschland beim Zubau auf dem dritten Platz, allerdings mit großem Abstand hinter China und den USA, wo jeweils mehr als fünfmal so viel Wind-Leistung neu ans Netz ging.

Wichtigster Grund für den wieder stärkeren Ausbau in Deutschland ist eine höhere Vergütung für den Windstrom. Nachdem diese zwischenzeitig so stark gesenkt worden war, dass Deutschland als Standort für Windräder im internationalen Vergleich weniger attraktiv war, wurde sie zum Jahresbeginn 2009 wieder leicht angehoben. Seitdem bekommen Betreiber für jede eingespeiste Kilowattstunde statt 7,9 nun 9,2 Cent. Die Differenz zum Preis von konventionellem Strom, der an der Börse zwischen 5 und 8 Cent kostet, wird auf alle Stromkunden umgelegt.

Insgesamt waren zum Jahreswechsel in Deutschland gut 21.000 Windräder mit einer Leistung von knapp 26.000 Megawatt installiert. Trotz des Zuwachses der installierten Leistung ging die von den Windrädern produzierte Strommenge um sechs Prozent zurück. Grund dafür sei, dass 2009 mit einem Wert von 14 Prozent unter dem Mittelwert ein extrem windschwaches Jahr war, sagte Albers. Der Anteil des Windstroms am deutschen Strommix dürfte damit weiterhin bei etwa sieben Prozent bleiben.

Auch als Wirtschaftsfaktor wird die Windkraft wichtiger: Die Wertschöpfung betrage in Deutschland rund acht Milliarden Euro, berichtet Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA Power Systems. 100.000 Menschen verdienen in der Branche ihr Geld.

Für das Jahr 2010 rechnet der Windenergie-Verband mit einer erneuten Steigerung der neu installierten Leistung auf 2.300 Megawatt. Eine zunehmend wichtige Rolle spiele dabei einerseits der Ersatz älterer, kleiner Anlagen durch leistungsfähigere. Zudem setzt die Branche auf Offshore-Anlagen, also große Windräder im Meer. Hier ist mit "Alpha Ventus" im vergangenen Jahr der erste deutsche Windpark mit 60 Megawatt Leistung ans Netz gegangen. Bis 2020 sollen 10.000 Megawatt in Nord- und Ostsee stehen.

Als größtes Hindernis für den weiteren Ausbau sieht Verbands-Präsident Albers die ungenügenden Kapazitäten der Stromnetze, um den Windstrom über weite Strecken zu transportieren. "Seit zehn Jahren prognostizieren wir Engpässe, doch nichts passiert." Um die Ausbauziele nicht zu gefährden, müsse die Regierung dieses Problem schnell angehen.

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