Eon – Atom und Kohle statt Wind und Sonne

ENERGIE II Umweltschützer protestieren gegen den Düsseldorfer Stromkonzern Eon – und die schwarz-gelbe Energiepolitik in Nordrhein-Westfalen

BOCHUM taz | Selbst bei seiner Hauptversammlung muss sich der Energiekonzern Eon scharfer Kritik von Umweltschützern stellen. Bei dem heutigen Aktionärstreffen in Essen werden Proteste von Aktivisten aus Deutschland, Russland und Finnland erwartet – Eon plant im Norden Finnlands den Bau eines neuen Atomkraftwerks und will über eine Tochterfirma ein Atommüll-Zwischenlager bei St. Petersburg errichten.

Dabei hat die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), an der Eon indirekt mehr als 50 Prozent der Anteile hält, schon in Deutschland massive Probleme bei der Lagerung von Atommüll: Sämtliche für das Lager Schacht Konrad bestimmten leicht- und mittelradioaktiven Abfälle deutscher Atomanlagen müssen noch einmal umverpackt werden. Grund seien neue, verschärfte Richtlinien, die der Bund erst mit der Genehmigung von Schacht Konrad vorgelegt habe, so die Firma Ende April – die seit 1995 praktizierte Lagerung hat offenbar Sicherheitslücken.

Atomkraftgegner fürchten nun zahlreiche neue Atommülltransporte. „Schon wieder drohen gefährliche Castor-Transporte nach Duisburg und Karlsruhe“, sagt Matthias Eickhoff von der Initiative Sofortiger Atomausstieg. Dort stehen bereits Anlagen zur Atommüll-Umverpackung.

Mit den Protesten gegen Eon gerät drei Tage vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen auch die Energiepolitik der schwarz-gelben Landesregierung erneut in die Kritik. Neben der Atomenergie setze der Konzern mit Sitz in Düsseldorf auf Kohlekraftwerke und „verschlafe“ so die Energiewende, kritisiert Ann-Kathrin Schneider, Klimaexpertin der Hilfsorganisation Oxfam. CDU und FDP änderten sogar das Landesentwicklungsgesetz, um den Schwarzbau des Kohlekraftwerks Datteln im Nachhinein zu legalisieren. Außerdem seien neue Atommülltransporte in das von der GNS betriebene Zwischenlager Ahaus sicher, warnt Atomkraftgegner Eickhoff: „Nach fünf Jahren Schwarz-Gelb versinkt NRW im Atommüll.“

ANDREAS WYPUTTA