Regulierung erfreut Banken

FINANZKRISE Eine Studie von J.P.Morgan zeigt, dass die geplanten Regeln auf den Finanzmärkten für die Geldhäuser deutlich billiger sind als von ihnen befürchtet

Die bankenfreundliche Regulierung löste einen Kurssprung bei Bankaktien aus

BERLIN rtr/taz | Für die Banken hat sich ihre Lobbyarbeit gelohnt. Die Regulierung für die Finanzmärkte wurde derart aufgeweicht, dass die 18 weltweit wichtigsten Geldhäuser nun 169 Milliarden Dollar sparen, wenn sie sich neues Eigenkapital besorgen müssen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie von J.P.Morgan.

Die US-Bank hat untersucht, welche finanziellen Folgen unter anderem die Regulierungsvorschläge namens Basel III haben, die im November auf dem G-20-Gipfel in Seoul verabschiedet werden sollen. Das Fazit: Die großen Investmentbanken, zu denen auch die Deutsche Bank zählt, bräuchten nur noch 208 Milliarden Dollar an frischem Eigenkapital einwerben. Im Februar hatte es für die Banken noch deutlich düsterer ausgesehen: Wären die damaligen Vorschläge umgesetzt worden, hätten die Banken 377 Milliarden Dollar an neuem Eigenkapital aufbringen müssen.

Doch die Banken wussten die vergangenen Monate offenbar bestens für ihre Lobbyarbeit zu nutzen, wie sich auch schon Anfang dieser Woche zeigte, als die recht laschen Eckpunkte für Basel III präsentiert wurden.

Basel III steht für die neuen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften, die Banken zu erfüllen haben. Erarbeitet werden die Vorgaben in einem Ausschuss, in dem 27 Notenbanken vertreten sind und der bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel angesiedelt ist – daher der Name.

Diese Eckpunkte von Basel III sehen nun unter anderem vor, dass die „Schuldenbremse“ bei den Banken längst nicht so drastisch ausfällt wie erwartet. Künftig müssen die Schulden einer Bank mit 3 Prozent Kernkapital gedeckt sein. Experten hatten mit 4 Prozent gerechnet. Zudem wird diese Regelung erst 2018 eingeführt – wenn sie sich zuvor in Tests bewährt hat.

Diese bankenfreundliche Regulierung löste am Dienstag einen Kurssprung bei den Bankaktien aus. Die Ahnungen der Börsianer haben nicht getrogen, wie nun die genauen Berechnungen von J.P.Morgan zeigen.

Von allen 18 untersuchten Instituten schneidet die Deutsche Bank am schlechtesten ab: Obwohl die Eigenkapitalvorschriften so deutlich abgeschwächt wurden, benötigt die Deutsche Bank in den nächsten Jahren noch immer 19 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kapital. Für Bank-Chef Ackermann dürfte es also noch schwerer werden, mittelfristig die angestrebte Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erreichen. Für das Jahr 2011 rechnet J.P.Morgan für die Deutsche Bank nur mit einer Eigenkapitalrendite von 8,1 Prozent.

Für die Finanzmarktregulierung ist das Eigenkapital so wichtig, weil allein ein starkes Polster in der Bilanz verhindern kann, dass die Banken bei einer Finanzkrise sofort pleite sind und staatliche Unterstützung benötigen. Wie groß die Verluste sein können, führt die jetzige Finanzkrise vor: Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die Banken insgesamt 2,3 Billionen Dollar bei Krediten und Verbriefungen abschreiben müssen.

Doch sind viele Bankbilanzen noch immer nicht bereinigt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers kam Ende Juni zu dem Ergebnis, dass allein die deutschen Banken noch immer rund 213 Milliarden Euro an problematischen Darlehen in ihren Büchern haben.

ULRIKE HERRMANN