Fair-Handel-Branche boomt

KONSUM Der deutsche Markt für fair gehandelte Produkte ist 2009 um 21 Prozent gewachsen. Fairtrade-Produkte gehören auch bei Discountern zum Standard

BERLIN taz | Mit 322 Millionen Euro haben deutsche Einzelhandelskunden im vergangenen Jahr mehr Geld als je zuvor für fair gehandelte Produkte ausgegeben. Das ergab eine Marktanalyse des Forums Fairer Handel, die am Freitag vorgestellt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert um 21 Prozent, innerhalb der letzten fünf Jahre haben sich die Umsätze verdreifacht.

Am gesamten Einzelhandelsmarkt, dessen Umsätze stagnieren, macht der faire Handel dennoch nur knapp 0,1 Prozent aus. Im Lebensmittelbereich ist Fairtrade der Analyse zufolge jedoch auf dem Vormarsch: 2009 legten vor allem Fruchtsäfte zu, der Absatz steigerte sich um 30 Prozent. Fair gehandelte Bananen halten in Deutschland schon einen Anteil von 1,6 Prozent am Gesamtmarkt, bei Kaffee sind es 1,3 Prozent. „Wir haben noch viel Potenzial nach oben“, sagt Forums-Koordinatorin Antje Edler. „In Großbritannien stammen bereits 25 Prozent des verkauften Kaffees aus fairer Produktion.“

Wegen der großen Beliebtheit von Fairtrade-Produkten sprängen auch Discounter mittlerweile verstärkt auf den Fairtrade-Zug, sagte Edler. Dass der für seine schlechten Arbeitsbedingungen kritisierte Einzelhändler Lidl immer mehr Fairtrade-Produkte anbietet, sieht sie pragmatisch: „90 Prozent der Verbraucher gehen trotz Boykottaufrufen zu Lidl und finden auch dort Fairtrade. Das nutzt Menschen in den Ländern des Südens.“

Fairer Handel garantiert Produzenten vor allem in Afrika und Südamerika Mindestpreise für ihre Produkte und bezahlt, auch wenn der Weltmarktpreis für den jeweiligen Rohstoff höher liegt, eine Zulage. Vom internationalen Fairtrade-Dachverband zertifizierte Betriebe müssen außerdem bestimmte Sozialstandards erfüllen – so ist beispielsweise Kinderarbeit ausgeschlossen. Das Forum Fairer Handel geht davon aus, dass bei einem Weltmarktvolumen von derzeit 3,4 Milliarden Euro 6 Millionen Menschen in den Erzeugerländern von fairem Handel profitieren. JÖRG ZEIPELT