Riesige Ölfahne schwimmt tief im Golf von Mexiko

ÖLPEST Forscher entdecken hohe Konzentration an Schadstoffen. Bakterien arbeiten nur langsam

BERLIN taz | Wissenschaftler haben eine 35 Kilometer lange und 2 Kilometer breite Ölfahne im Golf von Mexiko nachgewiesen. Nach einem Bericht, den sie in der Onlineausgabe des Wissenschaftsmagazins Science veröffentlichten, fanden sie tausend Meter unter der Wasseroberfläche in einer etwa 200 Meter dicken Wasserschicht Kohlenwasserstoffe wie Benzol. Ihre Konzentration sei so hoch gewesen, dass nur der BP-Unfall als Ursache infrage komme. Zudem werde das Öl nur langsam von Bakterien abgebaut, schreiben sie.

„Das bestätigt die Prognose von Wissenschaftlern, dass das meiste Öl aus der Katastrophe in der Tiefsee geblieben ist“, sagte die Mikrobiologin Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Anfang August hatte die US-Regierung behauptet, drei Viertel des Öls seien beseitigt. Nach Untersuchungen der Universität Georgia befinden sich aber noch bis zu 80 Prozent der ausgetretenen rund 780 Millionen Liter Öl im Meer. „Regierung und BP haben sich nur um das Öl an der Oberfläche gekümmert und die Tiefsee zu wenig berücksichtigt“, so Boetius.

Nach der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ sei das Öl mit großem Druck ausgetreten und habe sich in Minitröpfchen im Wasser verteilt – „wie aus einer Sprühdose für Salatöl“, erklärt die Meereswissenschaftlerin. Ein Großteil sei nie an die Oberfläche gelangt. Dass das Öl nun von Bakterien abgebaut werde, sei kein Grund zur Erleichterung. Durch die Stoffwechselprozesse der Bakterien könnten Sauerstoffmangelzonen im Meer entstehen, die das Ökosystem gefährden. Andererseits zeige die aktuelle Studie, dass der Abbau langsamer vor sich gehe als erwartet. Im Golf von Mexiko finde das wahre Grauen in der Tiefsee statt, sagt der WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter. FRIEDERIKE SCHMITZ