In München und Düsseldorf wird jetzt geschachert

LANDESBANKEN Einer Fusion der Landesbanken West- und BayernLB liegen noch viele Stolpersteine im Weg

Um Kosten zu sparen, dürften viele Stellen wegfallen. Wer blutet mehr?

MÜNCHEN/DÜSSELDORF rtr | Die Landesbanken BayernLB und WestLB wollen bis zum Jahresende Möglichkeiten einer Fusion ausloten. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Es geht um Bewertungsfragen, politischen Einfluss und Risiken.

Wirtschaftliche Führung: Während die WestLB Finanzkreisen zufolge auf Augenhöhe verhandeln möchte, sehen sich die Bayern in der Führungsrolle. Ihren Berechnungen zufolge würde die BayernLB 13,5 Milliarden Euro Kernkapital in die Ehe einbringen, die WestLB nur 5,4 Milliarden.

Politische Interessen: In der Vergangenheit gab es stets politische Widerstände. So hat sich die bayerische Regierung immer gegen Entscheidungen gewehrt, die den Finanzplatz München weiter schwächen. Daher kam die von Sparkassen gewünschte Fusion der BayernLB mit der LBBW aus Stuttgart nicht zustande. Auch der ehemalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) torpedierte ein Zusammengehen der WestLB mit der LBBW – aus Rivalität zu seinem damaligen baden-württembergischen Kollegen Günther Oettinger (CDU) und aus Sorge um den ebenfalls verblassenden Finanzplatz Düsseldorf.

Zentrale: Soll die künftige Zentrale in München oder Düsseldorf sein? Hier wird vermutlich keine der Parteien rasch zu Zugeständnissen bereit sein. Eine Doppelzentrale wäre eine Lösung, würde aber wirtschaftlich wenig Sinn machen.

Mitarbeiter: Um Kosten zu sparen, dürften viele Stellen wegfallen. Bei der Fusion zweier Landesbanken gibt es zahlreiche Überlappungen, vor allem in der Verwaltung. Hier wird jede Seite dafür kämpfen, auf der anderen Seite zu sparen. Die BayernLB hat knapp 11.000 Mitarbeiter, die WestLB gut 5.000.

Finanzen: In den Büchern der beiden Landesbanken könnten noch böse Überraschungen lauern. Die WestLB sieht sich, weil sie hierzulande als erste Bank Risiken in eine Bad Bank ausgliederte, als Vorbild für andere Landesbanken. Offen ist noch, ob die BayernLB Risikopapiere in diese Bad Bank einbringen will.

Strategie: Zusammen mit der WestLB würde die BayernLB wieder stärker im Kapitalmarktgeschäft vertreten sein – ein Bereich, der ihr in der Vergangenheit Milliardenverluste beschert hat und den sie eigentlich zurückfahren wollte.

Zeitdruck: Während die WestLB bis Ende des Jahres 2011 auf Geheiß der EU-Kommission einen neuen Eigentümer haben muss, wird die BayernLB wohl bis 2013 oder 2014 Zeit bekommen. Diesen Vorteil wird die BayernLB versuchen zu nutzen. Für die WestLB spricht allerdings, dass sie Alternativen hat: Dort spielt man auch Bündnisse mit der Helaba, der Landesbank Berlin und womöglich noch der DekaBank durch.