Verband: 10 Prozent mehr Genanbau

LANDWIRTSCHAFT Industrienahe Organisation ISAAA will mit Zahlen für 2010 Erfolg der Gentechnik belegen

BERLIN taz | Landwirte haben einer Pro-Biotechnologie-Organisation zufolge im vergangenen Jahr erheblich mehr gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut als 2009. Die weltweite Anbaufläche sei um 10 Prozent auf 148 Millionen Hektar gewachsen, teilte der US-Verband ISAAA mit.

Das entspreche mehr als dem Sechsfachen der Landesfläche Großbritanniens. Damit sei der Gentech-Anteil an der gesamten Anbaufläche der Welt von 9 auf 10 Prozent gewachsen. In Europa allerdings schrumpften die Genfelder demnach insgesamt um 3 Prozent auf 91.438 Hektar.

Die Zahlen sind politisch brisant, weil die Industrie und ihre Unterstützer sie als Argument für Gentechnik etwa in Deutschland benutzen. So viele Gentechbauern würden schon nicht irren, heißt es sinngemäß zum Beispiel bei der FDP. Europa dürfe den Anschluss an eine technologische Entwicklung nicht verpassen, die sich weltweit unaufhaltsam durchsetze.

Aktivisten, die Genpflanzen als Treiber einer industrialisierten, umweltschädlichen und oft gesundheitgefährdenden Landwirtschaft kritisieren, bezweifeln die Zahlen jedoch. „Es gibt in vielen Ländern kein Standortregister für Gentechfelder, das verlässliche Daten liefern könnte“, sagte Mute Schimpf von der Umweltorganisation Friends of the Earth. Der ISAAA sei ein Lobbyverband der Industrie.

Tatsächlich nennt er in seinem Bericht zu mehreren Flächenangaben keine Quelle beziehungsweise nur eigene oder Industrieschätzungen. Der Verband spricht sich offen für die Agrogentechnik aus. Auf seiner Sponsorenliste stehen auch Genpflanzen-Hersteller wie Bayer und Monsanto. Die Frage der taz nach dem größten Finanzier ließ er unbeantwortet. JOST MAURIN