Facebook-Aktien: Teuerstes Poesiealbum der Welt

Mark Zuckerberg geht mit seinem Online-Netzwerk auf Investorenfang. Einige senken wegen des Aktienhypes die Daumen und warnen vor einer Spekulationsblase.

Der teuerste Jüngling des Planeten: Mark Zuckerberg. Bild: reuters

BERLIN taz | Knapp zwei Wochen vor dem geplanten Börsengang lud Facebook am Montagabend zum Investorenbriefing in Manhattan. Dort ließ Mark Zuckerberg im Schluffellook erst hunderte potenzielle Geldgeber eine halbe Stunde lang ein Werbevideo gucken, erklärte dann sein Geschäftsmodell und verriet: eigentlich nichts. Zumindest nichts, was nicht auch schon vorher bekannt gewesen wäre.

Neun Tage lang soll in verschiedenen US-Städten der Börsengang den Anlegern mit dieser Roadshow der Mund wässrig gemacht werden. Ab dem 18. Mai soll die Aktie an der New Yorker Nasdaq gehandelt werden. Hieß es kürzlich noch, man wolle zwischen 5 und 10 Milliarden US-Dollar einnehmen, gilt als Ziel nun die Zahl von 10,6 Milliarden Dollar. Auf allen Kanälen der US-Presse ist das blaue Wunder präsent, Zuckerbergs Schluffellook tut dem Interesse der Kapitalanleger genauso wenig Abbruch wie die Inhaltsleere der Veranstaltung.

Etwas Wasser in den Wein des Börsengang-Hypes schüttete derweil der Profibörsenzocker und Multimilliardär Warren Buffett. Er sei ein Agnostiker bei Firmen wie Google und Facebook, sagte er dem US-Fernsehsender CNBC: „Sie sind schwer zu schätzen, weil die Frage ist, ob sie in fünf oder zehn Jahren noch genauso außergewöhnlich sind wie heute.“ Bei einer Firma wie Coca-Cola beispielsweise sei dies viel einfacher.

Seine Vorsicht hat Tradition: Schon in der New-Economy-Blase zur Jahrtausendwende hatte er eher Spott für die Fantasiepreise übrig, die andere zu zahlen bereit waren. Einige Beobachter warnen vor einer Wiederholung des Hypes, der am Ende der New Economy aus vielen Gründerhelden und Börsenstars gescheiterte Verlierertypen machte. Viel Lob für Facebook hatte hingegen Bill Gates übrig – Zuckerberg habe eine Vision und erinnere ihn etwas an ihn selbst, sagte der Microsoft-Gründer.

Bald eine Milliarde Menschen bei Facebook

Was Facebook wirklich wert ist, wird sich also erst herausstellen. Das Unternehmen bringt vorerst nur 5 Prozent seiner Anteile an die Nasdaq, doch mit dem gebotenen Preis dürfte die Gesamtbewertung auf über 100 Milliarden Dollar ansteigen – acht Jahre nach Start der Firma.

Wahrscheinlich nutzen bald eine Milliarde Menschen das Netzwerk, die jedoch kaum in den Genuss von Anteilen kommen werden: Vier der fünf Banken, die für die Ausgabe von Anteilen zuständig sind, sitzen in den USA – nicht nur für europäische Anleger dürfte es schwer werden, hier zum Zuge zu kommen. Entweder sie versuchen ihr Glück über US-Banken – oder haben kaum eine Chance. Derzeit verdient Facebook ohnehin nicht gerade viel Geld, auch wenn die Umsätze steigen.

Aufgrund der Anteilseignerstruktur können an Mark Zuckerberg vorbei keinerlei Entscheidungen getroffen werden. Bei der Roadshow in New York wurde Zuckerberg auch zu einem Engagement der Firma in China gefragt. Zuckerbergs kurze und finale Antwort: „Wir sind dort geblockt.“ Die dortige Regierung sperrt das Netzwerk immer noch komplett und setzt auf eine eigene Alternative.

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