Schlecker hofft auf Berggruen

ZITTERPARTIE Mit dem Deutschamerikaner offenbart sich der erste Interessent an der Drogeriekette. Insolvenzverwalter gibt dem Unternehmen noch eine Woche Zeit für die Investorensuche

BERLIN/EHINGEN dpa/dapd | Tausende Schlecker-Beschäftigte hoffen auf Nicolas Berggruen. Der Karstadt-Eigentümer und Multiinvestor ist an der insolventen Drogeriemarktkette interessiert. Ein Sprecher des 50-Jährigen bestätigte am Freitag, Berggruen stehe mit dem Insolvenzverwalter in Kontakt.

Damit offenbart sich der erste Interessent an Schlecker. Ob Berggruen tatsächlich den Zuschlag erhält, ist jedoch fraglich. Die Nicolas Berggruen Holdings GmbH war angeblich vor zwei Wochen in den Bieterprozess um Schlecker eingestiegen. Der Investor sei am gesamten Konzern interessiert und biete einen Kaufpreis von 100 bis 150 Millionen Euro, sagte der Sprecher.

Die Berggruen Holdings GmbH hat Niederlassungen in der ganzen Welt und investiert Milliarden vornehmlich in Langzeitbeteiligungen. Im Oktober 2010 hatte Berggruen die insolvente Karstadt Warenhaus GmbH übernommen. Zuletzt sorgte er im April für Schlagzeilen, als er mit einer Investorengruppe bei der Fast-Food-Kette Burger King einstieg.

Eine Ver.di-Sprecherin sagte, die Gewerkschaft sei grundsätzlich offen für alle Investoren, „die den Erhalt von Arbeitsplätzen im Blick haben“. Signale, dass es für die noch 13.500 Schlecker-Beschäftigten weitergeht, erhoffte sie sich vom Gläubigerausschuss. Das Gremium, das aus ausgesuchten Gläubigern sowie Vertretern der Agentur für Arbeit, von Ver.di und Gesamtbetriebsrat besteht, hat die Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens am Freitag auf den 1. Juni verschoben. Bis dahin haben die neben Berggruen verbliebenen zwei potenziellen Investoren Zeit, Angebote zu unterbreiten. Somit bekommt Schlecker noch knapp eine Woche Galgenfrist.

Entscheidend für den Zuschlag an einen Investor ist der Kreditversicherer Euler Hermes, der mehr als die Hälfte aller Ansprüche gegen Schlecker vertritt. Endgültig muss die Gläubigerversammlung am 5. Juni über das weitere Vorgehen bei Schlecker entscheiden.

Die Investorensuche gestaltet sich als schwierig. Hohe Verluste des Unternehmens sowie Tausende Kündigungsschutzklagen von ehemaligen Mitarbeitern stehen einem Verkauf im Weg. Das Emirat Katar war bereits als Investor abgesprungen. Vergangene Woche hieß es, mit drei Interessenten würden noch „intensive Gespräche“ geführt. Sollte sich abzeichnen, dass eine Investorenlösung scheitern wird, könnte Schlecker zerschlagen werden.