Viel Netzkritik im Netz

ENERGIE Über 1.100 Bürger äußerten bis zum gestrigen Stichtag ihre Meinung zu neuen Stromleitungen

BERLIN taz | Deutschlands Übertragungsnetzbetreiber freuen sich über viele Beiträge. So zumindest schreiben es Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW auf ihrer gemeinsamen Webseite netzentwicklungsplan.de. Dort konnte man sich bis Dienstag dazu äußern, was von den 3.800 Kilometern neuen Höchstspannungsleitungen zu halten ist, die laut Bundesnetzagentur für die Energiewende gebaut werden müssen.

„Wir haben allein am letzten Tag der Konsultation über 200 Briefe erhalten“, sagt Pressesprecher Marian Rappl. Auch online habe es kurz vor Schluss noch eine Menge Eingaben gegeben, insgesamt seien es über 1.000. Das Spektrum reiche von fachkundigen Bürgern über solche, die einfach ihr Missfallen gegenüber neuen Leitungen vor der eigenen Haustür ausdrücken, bis zu Parteien, Gemeinden oder Umwelt- und Wirtschaftsverbänden. Kritik kam beispielsweise vom Naturschutzverband BUND: Die Netzbetreiber würden in ihren Szenarien von 30 Kohlekraftwerken mehr ausgehen als etwa die Bundesregierung. Demnach seien also wesentlich weniger Leitungen nötig als angenommen. „Es gab ein buntes Spektrum an Rückmeldungen“, sagt Rappl.

Nun folgt die nächste Phase: In den kommenden Wochen werden sämtliche Stellungnahmen ausgewertet und der Bericht danach modifiziert, versprechen zumindest die Übertragungsnetzbetreiber. Danach überprüft die Bundesnetzagentur den Plan, dann kommen wieder die Bürger ins Spiel: Ab der zweiten Augustwoche ist es erneut möglich, Einwände gegen die Pläne vorzubringen. Ende 2012 soll dann ein Bedarfsplan stehen, der endgültig angibt, wie viele Leitungen Deutschland braucht. Genaue Trassenverläufe werden erst danach festgelegt. INGO ARZT