Altmaier stellt die Ziele der Energiewende infrage

UMWELT Minister skeptisch bei Stromsparen und Elektromobilität. Blackouts schließt er nicht aus

BERLIN afp | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) bezweifelt die Erreichbarkeit zentraler Ziele der Energiewende. Es stelle sich die Frage, ob es wirklich gelingt, den Stromverbrauch wie vorgesehen bis zum Jahre 2020 um 10 Prozent zu senken, sagte Altmaier der Bild am Sonntag. „Wenn wir das noch irgendwie schaffen wollen, dann bedarf das riesiger Anstrengungen.“

Ebenfalls skeptisch beurteilt Altmaier die Pläne für die Elektromobilität. Es werde bis 2020 „möglicherweise deutlich weniger Elektroautos“ geben als bislang angenommen. Er räumte Versäumnisse bei der geplanten Energiewende ein. So müssten Prognosen zur Strompreishöhe wohl „revidiert werden“, dies könne „zu sozialen Problemen“ führen. Es seien „Fehler gemacht worden“, sagte Altmaier, der das Ministerium im Mai von Norbert Röttgen (CDU) übernommen hatte. „An der Antwort auf die Frage, ob es mir gelingt, die Energiewende flottzumachen, wird sich entscheiden, ob ich ein guter und erfolgreicher Umweltminister bin.“

Bei der Ersetzung der Atomenergie durch erneuerbare Energien sei „die Frage der Bezahlbarkeit von Energie aus den Augen verloren“ worden, räumte er ein. Er wolle für September Vertreter der Sozialverbände, der Verbraucherschützer und der Politik zu einem runden Tisch einladen.

Mit Blick auf den kommenden Winter schloss Altmaier nicht aus, dass es zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen könne: „Im letzten Winter gab es einige kritische Momente, aus denen wir gelernt haben.“ Die Verantwortlichen bereiteten sich jetzt darauf vor, damit es nicht zu Blackouts komme.

SPD-Chef Sigmar Gabriel wertete Altmaiers Äußerungen als Eingeständnis, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung bei der Energiewende „bislang komplett versagt“ habe. „Ich halte das inzwischen neben dem Euro für die größte Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte Gabriel in Berlin.