Doppelt Cash für Deutschbanker

MANAGERBEZÜGE Der Branchenprimus hebelt die eben erst beschlossenen Bonusregeln aus: Da die EU die Prämien deckeln will, sollen nun die Festgehälter der Bosse kräftig steigen

VON NICOLA LIEBERT

BERLIN taz | Gerade erst einigte sich die EU auf eine Begrenzung der Bonuszahlungen für Banker – da ist die Neuregelung schon wieder Makulatur. Statt Boni sollen die Bosse nun eben kräftig erhöhte Gehälter bekommen. Das jedenfalls empfahl am Freitag die externe Vergütungskommission der Deutschen Bank. Laut EU-Beschluss dürfen die Boni künftig nicht mehr höher als das Grundgehalt sein. Denn die übermäßigen Erfolgsprämien gelten als Anreiz für allzu riskante Deals – und damit als ein Mitauslöser der Finanzkrise. Kürzlich erst war bekannt geworden, dass ein wegen mutmaßlicher Zinsmanipulationen entlassener Händler der Deutschen Bank 2008 einen Bonus von 80 Millionen Euro kassiert haben soll.

Ausnahmen von den Boni-Regeln sind in der EU allerdings auch künftig möglich. Wenn die Aktionäre zustimmen, dürfen die Prämien auch doppelt so hoch ausfallen. Das genau empfiehlt nun die Vergütungskommission des Branchenprimus den Aktionären der Deutschen Bank. In ihrem Abschlussbericht heißt es überdies mit Verweis auf die neuen EU-Vorgaben, „dass die Bank die Grundgehaltsniveaus für Führungskräfte erhöhen muss, um ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit Banken zu erhalten, die nicht von diesen Einschränkungen betroffen sind“.

Dass die Geldinstitute die EU-Regeln aushebeln würden, hatten viele Experten bereits erwartet. Dass zur Begründung für die hohen Bezüge ein bevorstehender Massenexodus von unterbezahlten Spitzenkräften angeführt wird, hält der Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold allerdings für vorgeschoben: „In anderen Branchen verdienen die Manager auch nicht inklusive Boni 24 bis 36 Monatsgehälter im Jahr und wandern nicht ab.“

Für den finanzpolitischen Sprecher der Linken-Bundestagsfraktion, Axel Troost, sind die Pläne der Deutschen Bank „wieder ein Beispiel dafür, dass halbherzig gemachte Gesetze von der Finanzindustrie sofort unterlaufen werden“. Er fordert stattdessen eine gesetzliche Begrenzung der Bezüge auf das 20-Fache des Durchschnittsgehalts des jeweiligen Unternehmens. Giegold ist weniger pessimistisch: „Eine Verdoppelung der Festgehälter als Ausgleich für die Bonus-Deckelung wird sich gegenüber dem Aufsichtsrat wohl kaum durchsetzen lassen.“ Denn anders als erfolgsabhängige Bonuszahlungen könne man ein Fixum in schlechten Jahren ja nicht einfach halbieren. Selbst wenn die Grundgehälter als Reaktion auf die neuen Regeln stiegen, sei das immer noch besser als früher: Der Anreiz, für höhere Boni übermäßige Risiken einzugehen, sei deutlich geringer. Die Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen verdienten im vergangenen Jahr – inklusive Boni – zusammen kaum mehr als ihr Vorgänger Josef Ackermann im Jahr 2011. 4,8 Millionen Euro bekamen Jain und Fitschen jeweils, wie die Bank am Freitag bekannt gab. 2012 war der Konzerngewinn um 93 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 300 Millionen Euro geschrumpft.