Studie: Ökologischer Umbau bringt kaum neue Jobs

NACHHALTIGKEIT Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit warnt vor Abbau von „nichtgrünen“ Stellen

BONN dpa | Das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat Hoffnungen gedämpft, dass durch einen ökologischen Umbau der deutschen Volkswirtschaft viele neue Arbeitsplätze entstehen könnten. Projektleiter Nico Pestel sagte am Montag in Bonn, die Auswirkungen des angestrebten grünen Wirtschaftswandels auf den Arbeitsmarkt ließen sich wissenschaftlich noch gar nicht seriös beurteilen. Für die Studie wertete der Wissenschaftler mehrere vorhergehende Erhebungen aus, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts entstanden waren.

Studien, in denen eine Flut von neuen Arbeitsplätzen etwa durch die Energiewende in Aussicht gestellt würden, basierten häufig auf unklaren Annahmen, kritisierte Pestel. Nicht einmal die Definition eines „grünen“ Arbeitsplatzes sei geklärt. Außerdem werde oft ausgeblendet, wie viele „nichtgrüne“ Arbeitsplätze durch den Umbau gefährdet seien.

„Ich halte die Euphorie, wie sie von interessierter Seite an den Tag gelegt wird, für deutlich überzogen“, sagte Pestel. Er glaube nicht, dass ein ökologischer Wirtschaftsumbau der Wirtschaft auf absehbare Zeit für ein Beschäftigungswunder sorgen werde.

Zwar habe sich die Zahl der Arbeitnehmer, die ihr Geld mit der Herstellung oder dem Betrieb von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien verdienten, zwischen 2004 und 2012 auf rund 380.000 mehr als verdoppelt. Doch gemessen an der Zahl aller Arbeitsplätze in Deutschland falle dieser Zuwachs kaum ins Gewicht, betonte der Wissenschaftler. Zudem habe die jüngste Krise in der Solarindustrie gezeigt, wie abhängig die Branche von Subventionen sei.

Außerdem seien in den vorliegenden Studien oft die negativen Arbeitsplatzeffekte eines ökologischen Umbaus der deutschen Wirtschaft vernachlässigt worden, bemängelte er. Schließlich sei nicht auszuschließen, dass durch den Umbau „nichtgrüne“ Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet würden. Dies könne etwa in energieintensiven Industrien passieren, wenn sie im internationalen Wettbewerb durch umwelt- und energiepolitische Regulierungen benachteiligt würden. Regelmäßig protestiert beispielsweise die deutsche Aluminiumindustrie gegen hohe Strompreise.