Greenpeace-Studie zu Fußballbekleidung: Gift im Spiel

In Sportartikeln befinden sich toxische Chemikalien. Noch gefährlicher sind die Gifte aber für Mensch und Umwelt in den Produktionsländern.

Wahrscheinlich ohne umweltschädliche Stoffe: Fußballschuhe aus Moos. Bild: imago/Christine Roth

BERLIN taz | Wer Fußballausrüstung kauft, riskiert, damit auch eine Reihe giftiger Chemikalien zu erwerben. 17 von 21 getesteten Fußballhandschuhen enthalten laut einer Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace perflourierte Chemikalien (PFC). „Die sind besonders besorgniserregend“, sagt Lena Vierke, Umweltchemikerin beim Umweltbundesamt. Denn PFC reichern sich in der Umwelt an und werden über Fabrikabwässer in die Nahrungskette weitergegeben – auch bis zum Menschen. „Einige Vertreter der PFC haben toxische Eigenschaften und Auswirkungen auf die Fortpflanzung“, sagt Vierke.

Bei den untersuchten Produkten handelt es sich um T-Shirts, Fußballhandschuhe und -schuhe sowie einen Fußball der Firmen Adidas, Nike und Puma. Insgesamt 33 Produkte ließ die Umweltorganisation testen, darunter 20 speziell für Kinder. Sämtliche Produkte wurden im März in 16 verschiedenen Ländern eingekauft, darunter China, Deutschland und Großbritannien.

Das untersuchte Produkt mit dem höchsten Gehalt einer PFC-Substanz ist ein Schuh des Herstellers Adidas. 14,5 Mikrogramm Perfluoroctansäure (PFOA) pro Quadratmeter Stoff enthielt das Produkt. Adidas-Sprecherin Katja Schreiber zufolge setzt das Unternehmen selbst kein PFOA ein. Die gefundenen Konzentrationen seien niedrig und ein Hinweis darauf, dass es sich um technisch bedingte Verunreinigungen handle, etwa weil die Maschinen zwischen der Herstellung von Produkten unterschiedlicher Hersteller nicht gereinigt würden. Von keinem der Produkte gehe eine gesundheitliche Gefahr für Verbraucher aus.

Eine unmittelbare Gefahr sieht auch Greenpeace-Sprecherin Carolin Wahnbaeck nicht. Doch auch wenn niemand befürchten muss, durch das Tragen eines Fußballschuhs direkt unfruchtbar zu werden, seien die Substanzen durch die Anreicherung in Umwelt und Nahrungskette vom Trinkwasser in Schanghai bis zur Leber von Eisbären fast überall zu finden, ein Entkommen fast unmöglich.

Chemikalien in Gewässern

Dabei sind mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Endkunden nur ein Teil des Problems. Weitaus größer sind die Risiken für Menschen und Umwelt in den Produktionsländern. Beispiel Nonylphenolethoxylat (NPE). Das ist ein Tensid, das in der Produktion etwa nach dem Färben von Baumwolle als Waschmittel eingesetzt wird.

Was hier von dem Tensid noch in den Produkten festgestellt wird – bei den aktuell untersuchten Fußballschuhen waren es zwischen 1,2 und 40 Milligramm pro Kilogramm –, sind Greenpeace zufolge Rückstände. Sie wiesen aber darauf hin, dass die Substanz in der Produktion genutzt werde und das Gros der Chemikalien daher mit Industrieabflüssen in den Gewässern der Herstellungsländer lande.

Anders als bei NPE, wo die EU bereits einen Grenzwert von 100 Milligramm pro Kilogramm Material vorsieht, gibt es für PFOA noch kein Limit – nur für das verwandte Perfluoroctansulfonat. Hier gilt ein Maximum von einem Mikrogramm pro Quadratmeter Stofffläche. Beide Substanzen werden als ähnlich gefährlich eingestuft.

Verbrauchern, die Textilien mit dem bei den Tests gefundenen PFOA vermeiden wollen, rät Vierke zur Vorsicht bei wasser- und schmutzabweisenden Produkten. Im Zweifelsfall lasse sich etwa über die Seite reach-info.de mittels Barcode eine Anfrage an den Hersteller richten.

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