Kür der Umweltpäpste

LOB Ein Recyclingliebhaber, ein Experte für Energieeffizienz, ein Naturbewahrer: Drei Öko-Dinos erhalten den hochdotierten Deutschen Umweltpreis. Für sie ist Grün keine Modeerscheinung

KÖLN taz | Die Welt ist voll von jungen Umweltschützern. Alle wollen sie grün sein – das ist schick. Bei den diesjährigen Preisträgern des Deutschen Umweltpreises ist das anders. Erstens sind sie nicht mehr jung, alle drei liegen jenseits der 70. Zweitens ziehen sie den Umweltschutz nicht wie eine grüne Weste an und aus – sie leben ihn. Am Sonntag wurden dafür der Energieexperte Peter Hennicke, der Forscher und Unternehmer Gunther Krieg und der Naturschützer Hubert Weinzierl geehrt. Für ihr Engagement erhalten sie zusammen 500.000 Euro.

Laut der Initiatorin, der Bundesstiftung Umwelt, ist es der höchstdotierte Umweltpreis Europas. Hennicke bekommt ihn dafür, dass er hartnäckig versucht, der Gesellschaft die Umweltsünden auszutreiben. Der Wissenschaftler war unter anderem langjähriges Vorstandsmitglied des renommierten Öko-Instituts in Freiburg sowie Präsident der Denkfabrik Wuppertal Institut. Unternehmen und Haushalte müssten effizienter und sparsamer mit Energie umgehen, fordert Hennicke. Dabei helfen sollen unter anderem energiesparende Leuchten und Pumpen. Das von Umweltverbänden kritisierte Verfahren zur Speicherung von CO2 von Kohlekraftwerken (CCS) hält Hennicke für eine Möglichkeit, um Zeit für die „globale Energiewende“ zu gewinnen. Gleichzeitig vertritt er die These des „grünen Wachstums“: Elemente wie Solarenergie, Windkraft und nachhaltiger Konsum sollten neue Wohlstandsmodelle fördern.

Neben Hennicke stand am Sonntag einer, der die Wirtschaft von innen heraus umweltfreundlicher gestalten will. „Alles, was nicht wirtschaftlich ist, geht nicht, weil es niemand macht“, sagt Gunther Krieg. Der Experte für optische Stoffanalyse arbeitete als Professor an der Universität Karlsruhe, bevor er eine Firma gründete. Hinter dem Seitenwechsel steckten zwei Erkenntnisse: Kunststoffmüll ist ein Rohstoff. Und der wird trotz intensiver Forschung noch viel zu wenig genutzt. In seiner Firma arbeitet er an neuen Analyseapparaten, zum Beispiel am „Schnüffler“. Der untersucht gebrauchte PET-Flaschen der Getränkeindustrie. Hat der Nutzer Waschmittel oder Benzin in die Flasche gefüllt? Der „Schnüffler“ soll die unappetitlichen Reste finden. Das hilft beim sortenreinen Sortieren, die Qualität des Recycling-Kunststoffs steigt.

Für den dritten Preisträger, Hubert Weinzierl, ist Naturschutz „eine Frage der Liebe“. Seit vier Jahrzehnten engagiert er sich dafür. Als Student stieß er zum Deutschen Naturschutzring, beteiligte sich dann am Kampf um die Atomwiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf. Nun ist er „Ehrenpreisträger“ des Umweltpreises – wie Michail Gorbatschow.

MORITZ SCHRÖDER