Unions-Skepsis gegenüber US-Kandidat Obama: Warum Merkel McCain will

Die Union fremdelt mit dem US-Präsidentschaftskandidaten Obama. Denn wenn er die Wahl gewinnt, muss Kanzlerin Merkel ihre außenpolitischen Inszenierungen ändern.

Barack Obama Bild: dpa

Die Kanzlerin sitzt selten in der Bundesporessekonferenz, in diesem Jahr erst zum zweiten Mal. Nun soll sie dort die achte Frage zum Besuch Barack Obamas in Berlin beantworten. Warum wollte sie partout nicht, dass Obama vor dem Brandenburger Tor redet? Dieser Ort, sagt sie, "ist Präsidenten vorbehalten. Das können Sie ja altmodisch finden. Aber das ist meine Meinung. Und die kann ich ja", so Merkel verschmitzt, "in einem freien Land auch sagen."

Merkel hatte die Frage, wo Obama reden darf, eigenhändig zur Staatsaffäre gemacht. Brandenburger Tor - ja oder nein wurde zu einer Glaubensfrage, zu einem zwischen Union und SPD mit bitterem Ernst umkämpften Symbol. Dass Merkel sich nun auf das Recht der freien Meinungsäußerung beruft, ist mehr als understatement.

Obama hätte sich am Brandenburger Tor in der Tradition von Reagan inszenieren können. Das wollte die Unionschefin nicht. Die Union fremdelt mit Obama. Warum eigentlich? Die hilflosen Versuche der SPD, die sich selbst in den Mehrzweckhallen der Republik "Yes we can" zuruft, dürften die Union nicht beunruhigen. Was dann?

Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz gibt zu: "Traditionell hat die Union etwas engere Beziehungen zu den Republikanern". Aktuell gibt es noch mehr Gründe, warum die Merkel McCain lieber wäre. Seit sich Bush und Schröder 2003 über dem Irakkrieg entzweiten, hat sich die Union unermüdlich als einzig wahrer deutscher US-Freund zu inszenieren versucht. Merkel war, in Abgrenzung zu Schröder, kritisch gegenüber Russland und China - beim transatlantischen Verhältnis gelang es ihr, trotz George W. Bush, US-Nähe herzustellen. Merkels vielfach als glänzend empfundene internationale Auftritte verdanken sich auch dieser spezifischen Konstellation. Sie war es, die in Washington von Bush als treue Verbündete geschätzt wurde - und die ihm doch, als Menschenrechtlerin, ein paar kritische Worte zu Guatanamao sagte.

Wenn Obama gewinnt, muss Merkel ihren außenpolitischen Inszenierungsstil kräftig überarbeiten. Die Rolle als Getreue, die Schröders Verrat beim Irakkkrieg nicht mitmachte, ist dann ausgespielt. Obama war selbst gegen den Irakkrieg.

2009 wird hierzulande gewählt. Die Wirtschaftsdaten sind mies - das kann Merkels Popularität schaden. Wenn dann noch ihr bislang strahlender Ruf als Außenpolitikerin leidet und mit Obama ein neuer Star die Bühne betritt, kann es eng werden. Bei Mc Cain hingegen, der in vielem Bushs Politik fortsetzen wird, kann Merkel ihre erprobte Rolle weiterspielen.

Vor den Journalisten antwortet Merkel auf Fragen zu Obama und McCain knapp. "Schwungvoll" findet sie den Senator aus Illinois. Bei der Frage, ob ihr Mc Cain oder Obama lieber wäre, wird sie sehr staatstragend. In der Außenpolitik gebe es ja "immer eine hohes Maß an Kontinutität." Das stimmt im Generellen - für Merkel im Besonderen nicht.

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