Offshore-Windkraft: Deutsche Konzerne angeln Aufträge

Großbritannien vergibt Projekte für Windenergie im Wert von 110 Milliarden Euro. Deutsche Großkonzerne hatten sich bisher beim Ökostrom zurück gehalten. Das ändert sich jetzt.

Offshore-Windpark "Alpha Ventus", 45 Kilometer vor der ostfriesischen Insel Borkum. Bild: dpa

BERLIN taz | Die deutschen großen Stromkonzerne haben sich bisher bei der Herstellung von Ökostrom zurückgehalten: Rechnet man abgeschriebene, alte Wasserkraftwerke heraus, hat etwa RWE in Deutschland magere 0,4 Prozent grüner Kraftwerkskapazität. Das ermittelte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung im Auftrag von Greenpeace.

Damit hinkt der Essener Energiekonzern – Werbeslogan: VoRWEg gehen – Lichtjahre hinter dem bundesdeutschen Trend hinterher: Nach Angaben des Bundesverbandes Energie und Wasserwirtschaft deckten erneuerbare Stromquellen 2009 mit einer Produktion von 93 Milliarden Kilowattstunden inzwischen 16 Prozent des deutschen Stromverbrauches.

RWE – das fossile Klimamonster. Aber vielleicht ändert sich das ja nun: Am Freitag gab Fritz Vahrenholt, Vorstand der RWE-Tochter Innogy, bekannt, den Zuschlag für den Bau von 4.000 Megawatt Offshore-Windkapazität in Großbritannien erhalten zu haben. Der ehemalige Hamburger Umweltsenator: "Es spricht für das Vertrauen der britischen Regierung in die Kompetenz von RWE Innogy."

Zunächst einmal spricht das für Varenholt: 2007 hatte RWE den damaligen Vorstandschef des Windanlagenherstellers REpower nach Essen gelotst. REpower stellte damals die größten Windkraftanlagen – die 5-Megawatt-Linie – her, die für Offshore-Projekte am effektivsten sind. Und seinerzeit war die Nachfrage größer, als REpower produzieren konnte. Nun soll die Lieferung der ersten 30 Offshore-Windenergieanlagen vom Typ REpower 5M bereits im Jahr 2011 erfolgen, für die folgenden Jahre wurde vereinbart, das Liefervolumen kontinuierlich zu steigern.

"Der britische Offshore-Wind-Markt ist einer der attraktivsten in ganz Europa", jubiliert Martin Skiba, bei RWE Innogy für das Offshore-Geschäft zuständig. Das liegt am Fehlen eines Erneuerbare-Energien-Gesetzes: Großbritannien schreibt nämlich über ein sogenanntes Quotenmodell gigantische Kapazitäten aus - viel zu groß, um von kleinen Privatbetreibern realisiert werden zu können. Die Folge: Nirgendwo sonst in der EU ist Windstrom so teuer wie Großbritannien, weshalb RWE sich ja auch so über den Auftrag freut.

Außerdem gibt es auf der Insel viel weniger Windstrom. Aber das will die Regierung nun korrigieren: So erhielt nicht nur RWE einen Zuschlag, sondern auch Eon, Siemens und Hochtief. Der Gesamtumfang der Projekte wird auf bis zu 110 Milliarden Euro geschätzt und ist ein Teil der Nordsee-Offshore-Initiative, die ein gigantisches Hochspannungsnetz für Ökostrom aufbauen will.

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