Opel wird noch lange Freude bereiten

UNMUT Kanzlerin rüffelt ihre eigenen Treuhänder, weil sie eine andere Meinung haben. Und die IG Metall sieht den eigentlichen Wunschpartner Magna plötzlich mit der Kettensäge unterwegs

RÜSSELSHEIM | Mit der denkbar knappsten Mehrheit von zwei gegen eine Stimme bei einer Enthaltung votierte die Opel-Treuhand für den Verkauf von 55 Prozent der Anteile von General Motors (GM) an der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim an den Teilebauer Magna. Und ausgerechnet die beiden Vertreter von Bund und Ländern votierten in diesem Gremium konträr. Das wurde erst am Donnerstagabend bekannt. Beide halten Magna für die schlechteste aller Lösungen. Der frühere Topmanager Manfred Wennemer prophezeite gar die baldige Insolvenz.

Ein Affront auch gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sich bis zuletzt für die „Lösung Magna“ eingesetzt hatte. Die Bundesregierung rüffelte ihren Vertreter denn auch umgehend. Der frühere Chef von Conti hätte keine Erklärungen abgeben sollen, „die in der Sache nicht nachvollziehbar“ seien, sagte ein Regierungssprecher. Magna war auch von Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz favorisiert worden, obwohl das kanadisch-österreichische Unternehmen auch 11.000 Arbeitsplätze abbauen will, aber nur 3.000 in Deutschland. In anderen europäischen Ländern mit Opel-Fabriken ist deshalb von „unsolidarischem Verhalten“ die Rede. Die EU-Kommission hat sich eingeschaltet, auch wegen der avisierten staatlichen Beihilfen von insgesamt 4,5 Milliarden Euro. Bei der IG Metall in Deutschland heißt es jetzt plötzlich, dass auch Magna „mit der Kettensäge“ komme. Dabei ist noch nichts endgültig entschieden. Die Finanzierung ist noch nicht geklärt. Ebenfalls strittig: GM fordert jetzt die Hälfte der Vorstandsposten bei der neuen Gesellschaft New Opel und ein Vorkaufsrecht, falls ein Partner aussteige, hieß es gestern bei Opel. GM hält künftig jedoch nur noch 35 Prozent der Anteile.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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