Amt deckte Naziverbrecher

ZEITGESCHICHTE Studie enthüllt, wie sich die Diplomaten des Auswärtigen Amts nach dem Zweiten Weltkrieg um die Täter aus den eigenen Reihen sorgten

BERLIN taz | Mitarbeiter des Auswärtigen Amts haben sich in der jungen Bundesrepublik aktiv für mutmaßliche Kriegsverbrecher aus den eigenen Reihen verwendet. Das geht aus dem Abschlussbericht der Historikerkommission hervor, die die Rolle des Amts während der Nazizeit untersucht hat.

Danach unterstützte eine „Zentrale Rechtsschutzstelle“, seit 1953 Teil des Auswärtigen Amts, mit einem eigenen Informationsdienst ins Ausland geflüchtete Nazis. Geleitet wurde die Rechtsschutzstelle vom ehemaligen Breslauer Gaurichter Hans Gawlik. Der „Warndienst West“ informierte NS-Täter darüber, in welchen Staaten Haftbefehle bestanden. Hunderte ehemalige SS- und SD-Mitarbeiter nutzten den Dienst.

Die Historikerkommission kommt zu dem Schluss, dass das Auswärtige Amt während der Nazizeit aktiv am Holocaust mitwirkte. „In vielen Fällen waren Angehörige des Auswärtigen Dienstes an der Deportation von Juden unmittelbar beteiligt“, heißt es in dem Bericht. Die Historiker entdeckten beispielsweise eine Spesenabrechnung des Leiters des „Judenreferats“, Rademacher: „Reisezweck: Liquidation von Juden“, schrieb er über eine Fahrt von Berlin nach Belgrad und Budapest. KLH

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