10:1 gegen Neonazis in Magdeburg

RECHTSRADIKALE Über 1.000 Neonazis kommen zur ersten großen Demonstration seit Bekanntwerden der Mordserie der Zwickauer Terrorzelle zusammen. 10.000 Gegendemonstranten protestieren gegen sie

BERLIN/MAGDEBURG taz | Nach Bekanntwerden der Mordserie der rechtsextremen Terrortruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ bleiben Neonazis aktiv. Bei einer Demonstration in Magdeburg konnten sie sogar wesentlich mehr Anhänger als in den vorangegangenen Jahren mobilisieren. Nach Polizeiangaben demonstrierten bei dem „Gedenkmarsch“ anlässlich des 67. Jahrestages eines alliierten Luftangriffs auf Magdeburg etwa 1.200 Menschen. In den vorangegangenen Jahren war ihre Zahl deutlich geringer.

Aber auch die Zahl der Gegendemonstranten ist gewachsen: Rund 10.000 Menschen protestierten gegen den Neonaziaufmarsch. 170 Vereine, Bands, Schulen, Gewerkschaften und Parteien gestalteten eine „Meile der Demokratie“. Nazigegner versuchten, die Rechtsextremen mit Sitzblockaden zu stoppen. Die Polizei, die mit 2.000 Beamten vertreten war, löste drei Blockaden auf.

Der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), bezeichnete den Protest als eine Bürgerpflicht. Stahlknecht sagte, die starke Mobilisierung aufseiten der Neonazis stehe möglicherweise in Zusammenhang mit der Zwickauer Terrorzelle. Der Marsch war die erste Großaktion von Rechtsextremen seit Bekanntwerden der zehn durch das Terrortrio verübten Morde.

Die NPD bemüht sich derzeit, sich von den Mordtaten zu distanzieren, und ergeht sich in Verschwörungstheorien. In einigen Neonazizirkeln werden die Morde aber offen begrüßt.

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