Nestlé soll vor Gericht

SCHWEIZ Menschenrechtler zeigen Manager des Lebensmittelkonzerns wegen Mordes an einem kolumbianischen Gewerkschafter im Jahr 2005 an

TÜBINGEN taz | Das in Berlin ansässige European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) will am Dienstag im schweizerischen Vevey eine Strafanzeige gegen Peter Brabeck-Letmathe, Exchef der Nestlé AG, und vier weitere Spitzenmanager des Lebensmittelkonzerns einreichen. Sie sollen mitverantwortlich für den gewaltsamen Tod des kolumbianischen Gewerkschafters Luciano Romero sein.

Romero, einst Arbeiter der Nestlé-Tochter Cicolac, war am 10. September 2005 mit 50 Messerstichen zu Tode gefoltert worden. Drei Wochen nach seinem Tod sollte er in Bern vor dem Permanenten Tribunal der Völker gegen den Konzern aussagen. Der Funktionär der Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal war 2002 entlassen worden. Kurz darauf setzte Nestlé die gesamte Cicolac-Belegschaft auf die Straße, um einen neuen Betrieb mit deutlich niedrigeren Löhnen und Sozialleistungen aufzumachen.

Laut ECCHR haben führende Cicolac-Manager Romero vor seinem Tod öffentlich beschuldigt, Mitglied einer Guerilla zu sein. Von den rechten Paramilitärs, die damals die Gegend kontrollierten, werden solche Anschuldigungen als Aufforderung verstanden, den Angeschwärzten zu ermorden.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9