Terror und Kulturkampf

IRAK Schwere Anschläge und Kampagne gegen jugendliche Subkultur

BAGDAD/BERLIN rtr/dpa/dapd/taz | Bei einer Serie von mindestens 26 Anschlägen im Irak starben am Dienstag mindestens 56 Menschen. 200 weitere wurden verletzt. Die Autobombenanschläge und Explosionen ereigneten sich in Kirkuk und Mossul im Norden des Landes, in Bagdad, den weiter südlich gelegenen Städten Kerbela, Hilla und Kut sowie Ramadi im Westen der Hauptstadt. Sie ereigneten sich am Jahrestag des letzten Irakkrieges, der am 20. März 2003 mit der Bombardierung Bagdads durch die US-Armee begonnen hatte. Seit dem Abzug der US-Truppen Ende Dezember 2011 ist die Zahl der Anschläge wieder dramatisch gestiegen.

In Bagdad wurden Bombenanschläge in der Nähe der Grünen Zone verübt, einem schwer bewachten und befestigten Stadtteil. Dort soll kommende Woche ein Treffen der Arabischen Liga stattfinden. Vorige Woche kündigte die Regierung an, sie werde vor dem Treffen eine große Zahl von Sicherheitskräften nach Bagdad beordern.

Morde an Emos

Außerdem kündigte die Regierung an, das „Phänomen der Emos“ müsse eliminiert werden. Emo ist die Kurzbezeichnung für Emotional Hardcore, eine aus einem Musikstil entstandene Jugendkultur, die derzeit auch im Irak populär ist. Zuletzt kam es im Irak zu eine Reihe von ungeklärten Morden an Jugendlichen. Die genaue Zahl der Toten ist nicht bekannt.

Unter säkularen Irakern und Schwulen hat die Mordserie einen Schock ausgelöst. Das Innenministerium bezeichnet die Berichte als Gerüchte und Medienlügen. Beobachter sehen in der Kampagne einen Versuch der Regierung, das Land auf den Kurs der fundamentalistischen Schiiten-Parteien zu bringen.

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