Und am Schluss er selbst

FRANKREICH Der mutmaßliche Terrorist von Toulouse wird von der Polizei erschossen

PARIS taz | Mohamed Merah, der mutmaßliche Mörder dreier jüdischer Kinder, eines Lehrers und dreier Soldaten, ist tot. Nach 32 Stunden Belagerung stürmten Polizisten am Donnerstagmittag seine Wohnung im südfranzösischen Toulouse, in der er sich verschanzt hatte.

Dabei hatte der Franzose algerischer Herkunft am Mittwoch noch versprochen, sich am Nachmittag zu ergeben. Dann verschob er seine Kapitulation auf den Abend, schließlich in die Nacht. Schließlich muss er seine Meinung ganz geändert haben. Er war nicht mehr zu sprechen und reagierte auch nicht, als Lärmgranaten in seiner Wohnung explodierten. Draußen begann man sich zu fragen, ob der Terrorist, der die Verantwortung für drei Attentate mit sieben Toten übernommen hat, sich selbst getötet hatte.

Am Donnerstagmorgen war jedenfalls klar, dass die Zermürbungstaktik, mit der Merah zum Aufgeben bewogen werden sollte, nicht zum Erfolg geführt hatte. Darum wählten die Behörden ein anderes Vorgehen: Die Regierung wollte den Tatverdächtigen unbedingt lebend gefangen nehmen, um ihm den Prozess zu machen. Auch sollte es ihm nicht gelingen, wie ein „Märtyrer“ mit der Waffe in der Hand zu sterben.

Um halb zwölf hörten die Journalisten, die wie die Anwohner auf Distanz bleiben mussten, im Viertel nicht nur einzelne Schüsse wie zu Beginn der Belagerung, sondern mehrere Salven aus automatischen Waffen. Die äußerst heftige Schießerei dauerte mehr als fünf Minuten. Zunächst war nicht klar, wer da auf wen geschossen hatte.

Wenig später lieferte der Innenminister Claude Guéant eine erste offizielle Darstellung. Merah habe erklärt, er wolle sich nicht mehr stellen, sondern bis zum Schluss Widerstand leisten und dabei, wenn möglich, noch Polizisten töten. Als der Mann weder auf Aufforderungen noch auf Lärmgranaten reagierte, sei beschlossen worden, die Wohnung zu stürmen.

Sprung aus dem Fenster

Der Terrorist sei im Bad verschanzt gewesen und habe sofort mit automatischen Waffen auf die eindringenden Beamten des Raid geschossen. Diese hätten zurückgeschossen. Am Ende dieses Schusswechsels sei Merah noch, mit zwei Waffen in beiden Händen um sich feuernd, durch ein Fenster ins Freie gesprungen. Scharfschützen hätten ihn dann bei seinem Sprung erschossen. „Zum Schluss sprang Mohammed Merah aus dem Fenster mit einer Waffe in der Hand – immer noch schießend“, sagte der Innenminister über die letzten Sekunden des Islamisten.

Am Donnerstagnachmittag bekannte sich eine islamistische Gruppierung namens Dschund al-Chilafah (Die Soldaten des Kalifats) im Internet zu dem Angriff auf die jüdische Schule. Frankreich solle seine „feindliche“ Politik gegenüber Muslimen aufgeben. Merahs Angriffe auf die Soldaten blieben unerwähnt.

In Frankreich hat derweil eine Diskussion über mögliche Versäumnisse von Polizei und Geheimdiensten begonnen. Dabei geht es um die fehlgeschlagene Prävention ebenso wie um die Polizeiaktion in Toulouse.

RUDOLF BALMER

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