KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER
: Linke gefährlich nah am Abgrund

Die Euphorie zieht weiter, von der Linken zu den Piraten

Es wirkt ein wenig trostlos, wie die nordrhein-westfälische Linkspartei am Wochenende in Hagen versucht, sich Mut zu machen für die Landtagswahl am 13. Mai. So recht gelingen will es nicht. Zu groß sind bei vielen die Zweifel, es noch mal packen zu können.

Einem spannenden Experiment droht die Beerdigung, und zwar genau dort, wo es angefangen hat. Es waren jene 2,2 Prozent, die die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen 2005 einfahren konnte, die die WASG erst zum Objekt der Begierde für die im Westen vor sich hin dümpelnde PDS machte. Und ohne den seinerzeitigen Achtungserfolg hätte sich wohl auch Oskar Lafontaine nie auf das Wagnis Linkspartei eingelassen. Als sie beim Urnengang 2010 mit 5,6 Prozent den Sprung in den Landtag schaffte, galt das als der Durchbruch im Westen.

Der Landesverband in NRW steht wie kein anderer für das Projekt „Die Linke“. Nirgendwo ist so deutlich zu erkennen, woraus es entstanden ist: aus dem Zusammenschluss westdeutscher Gewerkschafter und heimatloser Linker mit der DDR-geprägten PDS. Doch die Euphorie der Anfangsjahre ist weitergezogen – hin zu den Piraten, die jetzt von jener Aufbruchstimmung beflügelt werden, die der von den Mühen der Ebene zermürbten Linkspartei heute fehlt.

Die Piraten wären zwar sicherlich eine Bereicherung, ersetzen könnten sie die Linkspartei im Landtag aber nicht. Es wäre ein Verlust, würde diese künftig als linkes und soziales Korrektiv ausfallen – gerade bei der zu erwartenden rot-grünen Mehrheit. Aber es geht um mehr: Es geht um das Scheitern des Versuchs, eine bundesweit ausstrahlungskräftige Partei links der SPD zu etablieren. Nach dem 13. Mai könnte die Linkspartei wieder dort ankommen, wo die PDS vor 2005 bereits stand: relevant nur im Osten. Nicht nur für die FDP geht es um einen Überlebenswahlkampf.