Immer mehr Syrer auf der Flucht

SYRIEN Nach Angaben der UNO hat sich die Zahl der Flüchtlinge seit April fast verdreifacht

GENF/BERLIN dpa/taz | Immer mehr Syrer suchen in Nachbarländern Schutz vor der Gewalt in ihrer Heimat. Allein seit April habe sich die Zahl der im Ausland offiziell registrierten syrischen Flüchtlinge auf 112.000 nahezu verdreifacht, teilte die UNO am Dienstag in Genf mit. Drei Viertel von ihnen seien Frauen und Kinder, berichtet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Syrien hat 20 Millionen Einwohner.

Das UNHCR vermutet, dass tatsächlich bereits weit mehr Syrer geflohen sind. Viele der Flüchtlinge in der Türkei, in Jordanien, im Libanon und im Irak würden sich erst registrieren und die Unterstützung humanitärer Organisationen suchen, wenn eigenen Vorräte aufgebraucht seien. Zudem kommen viele Flüchtlinge im Norden Jordaniens und im Libanon bei Verwandten und Bekannten unter.

Enttäuschte Hoffnungen

In der Türkei trafen allein am Dienstag 1.280 neue Flüchtlinge ein. Andere leben schon seit vergangenem Jahr dort. Doch die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad ist inzwischen geschwunden. Enttäuschung über den Westen macht sich breit, viele setzen nun auf den bewaffneten Kampf. In den Flüchtlingslagern werden häufig die in Damaskus herrschenden Alawiten kollektiv für die Verbrechen des Regimes verantwortlich gemacht. Am Dienstag rief die „Freie Syrische Armee“ zu einer landesweiten Offensive gegen Assad und zur Befreiung von Damaskus auf. B.S.

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