Jugend ohne Wahl

EUROPA Im Wahlkampf erklären sämtliche Parteien das Problem der Jugendarbeitslosigkeit zum Kernthema. Doch was können sie wirklich tun?

BERLIN taz | Die Banken-, Finanz- und Eurokrise hat einem großen Teil der europäischen Jugend die Chancen geraubt. Trotz handgefertigter Jubelmeldungen aus Brüssel und den betroffenen Hauptstädten zum Zustand der südeuropäischen Volkswirtschaften bleiben die Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit ernüchternd, weil unverändert. Die EU-Sozialdatenbehörde Eurofound beziffert den Prozentsatz derjenigen Jungen, die weder in Ausbildung noch Hochschule noch Job sind, für die Euro-Krisenstaaten mit knapp unter 20 Prozent. Andere Zahlen liegen – wegen anderer Berechnungsgrundlagen – weit darüber.

Dass die Jugendarbeitslosigkeit weder wirtschaftlich noch moralisch erträglich ist, hat im Europa-Wahlkampf am stärksten der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten Martin Schulz thematisiert. Er fordert, dass die Banken den kleinen und mittleren Unternehmen in Südeuropa wieder Geld für Investitionen leihen müssten, damit junge Leute eingestellt werden könnten.

Der Spitzenkandidat der Konservativen und Christdemokraten Jean-Claude Juncker hebt darauf ab, dass der eingeschlagene Wirtschaftskurs, der die südeuropäischen Regierungen zu großen Einsparungen zwingt, die Wirtschaft dort gesunden lasse. Hiervon profitiere auch die Jugend.

Die Linke Europas sagt exakt das Gegenteil: Denn der Sparkurs, Austerität genannt, habe die Misere ja erst so groß werden lassen. Die Grünen werben vor allem für die Schaffung „grüner“ Arbeitsplätze, das heißt für Investitionen in nachhaltig wirtschaftende Branchen.

Die EU hat zu diesem Jahr mit 6 Milliarden Euro Programme gegen Jugendarbeitslosigkeit angeschoben – nach vier Monaten noch ohne messbaren Effekt. Die deutsche Bundesregierung blamierte sich jüngst damit, dass das „MobiPro“-Programm für junge Europäer in Deutschland unterfinanziert blieb. Man will aber nachbessern.

Alle Akteure aber betonen, dass staatliche Programme keine „echten“ Jobs in den Krisenländern ersetzen könnten – jedenfalls nicht dauerhaft. UWI

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