PORTRAIT
: Die verurteilte Journalistin

Ein Revolutionsgericht hat am Samstag die US-iranische Journalistin Roxana Saberi wegen Spionage für die USA zu acht Jahren Haft verurteilt. Washington zeigte sich empört und will alles tun, um Saberi freizubekommen.

Die 31-Jährige, die in Minnesota Journalistik und internationale Beziehungen studiert hat, wurde laut Aussage ihres Vaters, der mit seiner Familie in Fago im US-Staat North Dakota lebt, am 1. Februar beim Kauf einer Flasche Wein festgenommen. Sie lebt seit sechs Jahren im Iran und war unter anderem für den US-Rundfunksender NPR, den US-Fernsehsender Fox News und die britische BBC tätig. Saberi wollte nach der Fertigstellung eines Buchs über den Iran noch in diesem Jahr in die USA zurückkehren, sagte der Vater.

Grund ihrer Festnahme war zunächst der illegale Weinkauf. Während am 6. März der Stellvertreter des Teheraner Staatsanwalts, Hassan Haddad, ihre baldige Freilassung in Aussicht stellte, wurde ihr bald vorgeworfen, ihre journalistische Tätigkeit im Iran sei illegal gewesen. 2006 sei ihr Presseausweis nicht verlängert worden, damit sei ihr untersagt gewesen, weiter Material zu sammeln und für ausländische Medien zu arbeiten, sagte Außenamtssprecher Hassan Ghaschghawi.

Am 8. April erklärte Haddad der Presse, Roxana Saberi habe unter dem Vorwand journalistischer Tätigkeit für die USA spioniert. Die Angeklagte habe diese Vorwürfe eingeräumt. Das bestätigte auch ihr Vater, der sich zurzeit in Teheran aufhält. Er fügte aber hinzu: „Roxana hat uns gesagt, das alles, was sie gestanden hat, nicht wahr ist.“ Sie sei eingeschüchtert worden. Es sei ihr auch versprochen worden, freizukommen, wenn sie mit den Behörden kooperieren würde. Das falsche Geständnis habe sie vor Gericht widerrufen. Saberis Anwalt, Abolsamad Chorramschahi, will das Urteil anfechten. BAHMAN NIRUMAND