Frustrierter Republikaner

Als der republikanische Senator Arlen Specter überraschend zur 100-Tage-Marke von Präsident Barack Obama seinen Übertritt zu den Demokraten bekannt gab, war kein Halten mehr. US-Medien überschlugen sich mit Wortspielen, denn Specter heißt auch „Gespenst“.

Schnell wurde klar, dass es sich mit dem Entschluss des 79-Jähringen nicht um einen in den USA nicht ungewöhnlichen Parteiwechsel handelt, sondern dass der Politiker aus Pennsylvania Obama ein veritables Geschenk offeriert. Denn mit Specter rücken die Demokraten im Senat der erhofften absoluten Mehrheit von 60 Sitzen nahe.

Die Republikaner lassen nichts unversucht, um die Demokraten im Kongress zu behindern. Dass ihnen nun einer der letzten Moderaten wie der jüdische Specter abhandenkommt, ist wahrlich gespenstisch. Denn seit Obamas Amtsantritt haben die Konservativen einen unfasslichen Rechtsruck vollzogen, der eben steuerpolitisch Konservative, wie den studierten Juristen Specter, vergrault. „Die republikanische Partei von heute ist nicht mehr die Partei, der ich mal beigetreten bin“, erklärte er, der als junger Mann schon einmal 18 Jahre lang Mitglied der Demokraten war und 1966 den Republikanern beitrat. Anfang Februar stimmte Specter als einziger von nur drei Rechten Obamas Konjunkturpaket im Senat zu, was ihm ab da parteiinterne Hetzkampagnen bescherte.

Der rüstige Senator galt stets als konservativ, wenn es um Kriminalitätsbekämpfung, Waffenbesitz und nationale Sicherheit geht. Präsident George W. Bush kritisierte er scharf wegen des Lauschprogramms gegen US-Bürger, doch mit den hysterischen Forderungen der Rechten gegen Abtreibung, Einwanderung und Umweltschutz mochte sich Specter nie anfreunden. Nun zog er seine Konsequenzen daraus. ADRIENNE WOLTERSDORF