Grönlands roter Regierungschef

Als „Großer Vorsitzender“ mit der Mao-Bibel in der Hand landete Kuupik Kleist am Mittwoch auf dem Titel des grönländischen Satiremagazins Flaske Posten („Flaschenpost“). Dessen Wahlsonderausgabe hatte nur die vermeintliche „rote Revolution“ zum Thema, vor der die Arktisinsel jetzt stehe.

Kuupik Kleist ist Chef der sozialistischen Inuit Ataqatigiit. Links davon ist in der grönländischen Parteienlandschaft nur noch die Wand. Kleist wird nach einem Erdrutschsieg bei den Wahlen am Dienstag Grönlands neuer Regierungschef werden.

Der Sieg war auch ein persönlicher Triumph für den 51-Jährigen. Erst vor zwei Jahren an die Spitze der Partei gewählt, vereinigte er viermal so viel Personenwahlstimmen auf sich wie der Zweitplatzierte, der bisherige Regierungschef Hans Enoksen von der sozialdemokratischen Siumut. Seinen Sieg habe Grönland auch verdient, verkündete Kleist in der Wahlnacht ganz unbescheiden. Und er versprach Grönland in eine „neue Zeit“ zu führen. Als der ausgebildete Sozialarbeiter mit dem Spitznamen „Grönlands Leonard Cohen“ auch noch einen Song von seiner vor zehn Jahren erschienenen CD vortrug, geriet das Publikum laut lokaler Medienberichte völlig aus dem Häuschen.

Kuupik Kleist war für seine Partei sechs Jahre grönländischer Abgeordneter im dänischen Parlament, hat in Regierungs- und Verwaltungsämtern administrative Erfahrungen gesammelt und war Rektor der grönländischen Journalistenschule. Auf Wahlkampfangriffe des politischen Gegners wegen angeblichen Haschisch- und Alkoholkonsums reagierte er so: „Ich bin kein Engel und es gibt tatsächlich wenig, womit ich keine Erfahrungen habe. Aber ich halte einen Missbrauch für schlimmer: den öffentlicher Gelder für private Zwecke.“

REINHARD WOLFF