Frau mit losem Mundwerk

Für Autoren von Satiresendungen und für Karikaturisten ist Sarah Netanjahu ein Geschenk des Himmels. Israels First Lady füllt mit selbstherrlichen Allüren und ihrer großen Klappe die Schlagzeilen der Boulevardpresse. „Dies ist mein wunderschönes Haus, und ich bin die Mutter des Staates Israel“, wird sie von ihrer früheren Haushälterin zitiert, die für angeblich erlittene Demütigungen nun Schmerzensgeld fordert. Analysten fragen sich, ob Gatte Benjamin bei solchen Zuständen im eigenen Haus noch in der Lage ist, den Regierungsgeschäften nachzukommen.

Die Sorge betrifft nicht nur die Launenhaftigkeit der First Lady. Die 51-Jährige soll zu viel Mitspracherecht haben, bei Terminen bisweilen ein Veto einlegen und bei der Vergabe wichtiger Posten ihr Wort für den ein oder anderen Kandidaten einlegen. Nun will das Ehepaar die Zeitung Maariw auf umgerechnet 200.000 Euro verklagen. Das Blatt hat angeblich falsch über die Kündigung des über 70-jährigen und stets unterbezahlten Gärtners berichtet.

Déjà-vu in Jerusalem. Schon während Netanjahus erster Regierungsperiode vor gut zehn Jahren machte sich die strohblonde Exstewardess und Diplompsychologin zum Gespött der Nation. Das Massenblatt Jediot Achronot ging mit einer Serie von Peinlichkeiten aus dem Hause Netanjahu an die Öffentlichkeit. Verschwendungssucht und Wutausbrüche legten ihr die Journalisten zur Last sowie eine krankhafte Eifersucht, die sich noch verschärft haben muss, nachdem Benjamin einen Seitensprung gebeichtet hatte.

„Lasst meine Frau und Kinder in Ruhe.“ Sarah mache aus ihm einen besseren und einfühlsameren Menschen, beharrte Netanjahu bei seiner jüngsten Berlinreise. Damit dürfte er landesweit ein mitleidiges Lächeln ausgelöst haben. Längst ist bekannt, wie kurz der Regierungschef von seiner Angetrauten am Zügel gehalten wird. Vorläufig bewegen sich die Vorwürfe indes im Bereich der Gerüchte. Konkrete Beweise dafür, dass Sarah den Terminkalender des Regierungschefs mitgestaltet, konnte noch keine Zeitung liefern. Solange es nur um das lose Mundwerk seiner Frau geht, muss Netanjahu um seine Karriere nicht bangen.

SUSANNE KNAUL