Bereit für den Fassanstich

Besonders viel ändert sich wohl nicht in München, sollte er neuer Oberbürgermeister werden. Es gehe ihm darum, „das erfolgreiche Erbe fortzusetzen“, hat es Dieter Reiter vor kurzem ausgedrückt. Das Erbe von Christian Ude.

Der populäre Oberbürgermeister darf 2014 nicht mehr antreten und hat inzwischen ohnehin höhere Ziele, er will bayerischer Ministerpräsident werden. Reiter ist Udes Favorit für die Nachfolge. Und jetzt ist der Münchner Referent für Arbeit und Wirtschaft der SPD-Spitzenkandidat.

Am späten Montagabend forderte ihn der Stadtvorstand der Partei zur Kandidatur auf, die Nominierung durch einen Parteitag ist nur noch reine Formsache. Denn fast alle Ortsvereine weiß Reiter hinter sich, seine letzte Konkurrentin, die Sozialreferentin Brigitte Meier vom linken Parteiflügel, gab auf. Jetzt muss Reiter vor allem eines: seine Bekanntheit steigern. Denn selbst die eigenen Genossen wussten bis vor kurzem nicht viel über ihn zu erzählen.

Der 53-Jährige hat eine klassische Verwaltungskarriere verfolgt. Die Beamten-Fachhochschule verließ er mit einem Diplom als Verwaltungswirt, in München arbeitete er sich in der Stadtkämmerei nach oben, vom Sachbearbeiter bis zum Stadtdirektor und stellvertretenden Stadtkämmerer; dann wurde er Wirtschaftsreferent. In sein Ressort fällt die städtische Beteiligung am Flughafen; der geplante Bau einer dritten Startbahn sorgt gerade für Diskussionen und Proteste.

Reiter sieht ein Thema als „die Zukunftsaufgabe der nächsten zehn Jahre“: bezahlbarer Wohnraum. Ein Problem, das ihn selbst betrifft, auch wenn er natürlich mehr ausgeben kann als der Durchschnittsmünchner. Der Vater dreier erwachsener Kinder will nämlich in die Landeshauptstadt ziehen. Momentan wohnt er noch in Straßlach, eine halbe Autostunde außerhalb. Dort wollte er 2008 in den Gemeinderat – und wurde nicht gewählt.

Sollte Dieter Reiter in zweieinhalb Jahren mehr Erfolg haben, wird ihm die wohl wichtigste Aufgabe des Stadtoberhaupts keine Probleme bereiten: der Fassanstich auf der Wiesn. Denn damit kennt er sich aus, das Volksfest fällt in seinen Zuständigkeitsbereich. SEBASTIAN ERB