Countdown für Todeskandidat

Henry Skinner ist jetzt 49 Jahre alt, und wenn es nach dem texanischen Bezirksgericht geht, das am Donnerstag erneut über seinen Fall zu entscheiden hatte, dann wird es dabei auch bleiben. Ohne Begründung lehnte das Gericht den Antrag Skinners ab, die Gegenstände auf DNA-Spuren zu testen, die in jener Wohnung gefunden wurden, in der Skinner zu Weihnachten 1993 seine damalige Freundin und deren zwei Kinder ermordet haben soll. Dafür war Skinner 1995 zum Tode verurteilt worden, seither sitzt er in der Todeszelle. Am kommenden Mittwoch soll er hingerichtet werden.

Es ist das zweite Mal, dass dem Todeskandidaten die Zeit davonläuft. Schon im Frühjahr 2010 hatte er sterben sollen – nur eine Stunde vor der geplanten Hinrichtung hatte der Oberste Gerichtshof einen Aufschub verhängt, weil Skinner die Gelegenheit haben sollte, seine Forderung nach DNA-Tests vor Gericht vorzubringen. Doch die Staatsanwaltschaft lehnt den Antrag ab: Es sei überhaupt nicht klar, begründete sie, ob die Tests Aufschluss über seine Schuld oder Unschuld geben könnten.

Skinner selbst hatte stets beteuert, mit den Morden nichts zu tun zu haben – obwohl er zur Tatzeit in der Wohnung war. Aber er sei vollkommen betrunken gewesen und habe nichts mitbekommen.

Seine ganze Hoffnung richtet sich nun auf das texanische Berufungsgericht, bei dem sein Anwalt die Entscheidung des Bezirksgerichts anfechten will. Immerhin ist die Liste derjenigen lang, die jahrelang unschuldig in US-Todestrakten saßen und deren Unschuld durch DNA-Tests der Tatwerkzeuge oder anderer Beweismaterialien bewiesen werden konnte.

Für Skinners Forderung haben sich viele eingesetzt, auch solche, die die Todesstrafe grundsätzlich befürworten. Ein entsprechender Appell an den texanischen Gouverneur Rick Perry allerdings, einen der drei aussichtsreichsten republikanischen Präsidentschaftskandidaten, blieb folgenlos. Perry rühmt sich öffentlich stets seines Rekords von 236 Hinrichtungen in seinem Bundesstaat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000. Henry Skinner könnte der Nächste sein.

BERND PICKERT

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