Die besten Selbstmordtipps für Howard

Weil Australiens konservative Regierung jegliche Diskussionen über Euthanasie-Methoden verbietet, wollen Befürworter der Sterbehilfe bei Premierminister John Howard mit Tipps zum Selbstmord protestieren. Regierung will die Suizidrate senken

AUS CANBERRA URS WÄLTERLIN

In Australien ist es seit Jahresbeginn verboten, Methoden der Sterbehilfe zu diskutieren. Ohne wirkliche Konsultation mit der Öffentlichkeit hat Canberra ein neues Gesetz verabschiedet, wonach mit Buße von umgerechnet bis zu 62.000 Euro bestraft wird, wer am Telefon, per Internet oder Fax Informationen über Methoden des Selbstmordes verbreitet oder diese diskutiert. Laut Regierung soll so die dramatisch hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen reduziert werden. Australien hat eine der höchsten Jugendsuizidraten der Welt.

Während australische Medien das neue Gesetz praktisch nicht thematisierten, reagierten Sterbehilfeaktivisten empört. Der wohl bekannteste Exponent der Euthanasie-Bewegung, Philip Nitschke, spricht vom „Ende des Rechts auf freie Meinungsäußerung“. Es sei ein fundamentales Prinzip einer Demokratie, dass Erwachsene „frei miteinander kommunizieren können“, so der Arzt und Gründer der australischen Euthanasie-Hilfsorganisation „Exit International“. Sie hat rund 3.000 Mitglieder und gibt todkranken Sterbewilligen Ratschläge, wie sie sich schmerzfrei das Leben nehmen können.

Wegen der Gefahr einer Klage verlegte Nitsche den Sitz von „Exit“ ins Nachbarland Neuseeland, von wo aus auch dessen Internet-Webseite betrieben wird. Sie warnt australische Benutzer davor, dass sie sich bei der Betrachtung strafbar machen können. Nitschke rief „Exit“-Mitglieder auf, Premierminister John Howard per E-Mail über die besten Methoden des Freitods zu informieren. Er glaube nicht, dass Canberra eine so große Zahl vorwiegend älterer Menschen strafrechtlich verfolgen werde, so Nitschke.

Für den Aktivisten ist klar, dass die „religiöse Rechte“ hinter dem Gesetz steckt. Schon 1997 hatten erzkonservative christliche Parlamentarier auf die Howard-Regierung massiven Druck ausgeübt. Ihnen gelang es, ein weltweit als einzigartig geltendes Euthanasie-Gesetz abzuschaffen, das kurz zuvor vom Parlament des Bundesstaates Northern Territory verabschiedet worden war.

Das Gesetz hatte dortigen Ärzten explizit erlaubt, todkranken Patienten aktiv beim Selbstmord zu helfen. Die Bedingungen waren strikt. Einer computergesteuerten tödlichen Injektion ging ein gesetzlich genau festgelegtes Prozedere voraus. Jeder Sterbewillige musste bei klarem Bewusstsein sein und vor dem Freitod von drei unabhängigen Ärzten untersucht werden. Auf Bundesebene hatten damals sowohl die konservative Regierungskoalition als auch die Labor-Opposition dafür gestimmt, das Gesetz für ungültig zu erklären. Nur der grüne Abgeordnete und Arzt Bob Brown meinte, Zugang zur Sterbehilfe sei „ein Grundrecht für jeden Bürger“.