Militäreinsatz im Nordirak: Türkische Truppen beenden Offensive

Der türkische Militäreinsatz gegen die kurdischen Rebellen im Nordirak wurde beendet. Die Türkei betont, aus freien Stücken zurückzukehren.

Trotz Beendigung des Einsatzes werden türkische Soldaten im Irak bleiben. Bild: dpa

ISTANBUL taz/afp Die türkischen Truppen ziehen sich aus dem Nordirak zurück. Nur einen Tag nachdem US-Verteidigungsminister Robert Gates in Ankara massiv darauf gedrungen hat, die Militäroperation gegen die PKK so schnell wie möglich zu beenden, begann die türkische Armee Freitagfrüh den Rückzug. Am Nachmittag bestätigte der Generalstab den Truppenrückzug. Ausdrücklich betonten die Generäle, der Entschluss zur Beendigung der Operation sei von keiner ausländischen Macht beeinflusst worden. Fernsehsender hatten den ganzen Tag über berichtet, dass seit dem frühen Morgen größere Truppenverbände an verschiedenen Stellen die Grenze zurück in die Türkei überquert hätten.

In seiner Erklärung betonte der türkische Generalstab erwartungsgemäß den Erfolg der Operation. 240 "Terroristen" seien getötet worden, während die eigenen Truppen 27 Soldaten verloren hätten. Demgegenüber hatte die PKK mehrfach erklärt, sie hätte nur vier Mann verloren, dagegen aber über 80 türkische Soldaten getötet. Am Einmarsch im Nachbarland waren nach türkischen Angaben 10.000 Mann beteiligt. Zuletzt hätten die Truppen ein großes PKK-Lager am Zab, einem Zufluss zum Tigris, erobert. Laut Zeitungsberichten plant die Armee angeblich, an mehreren Punkten längerfristig im unbewohnten Gebiet auf irakischer Seite kleine Stützpunkte einzurichten, um ein Eindringen von PKK-Kämpfern auf türkisches Gebiet zu verhindern.

Welche politischen Auswirkungen die achttägige Bodenoperation im nordirakischen Grenzgebiet haben wird, ist noch nicht ganz absehbar. Iraks Außenminister Hoschiar Sebari äußerte sich gestern zunächst erleichtert über den Rückzug. Ein Sprecher der irakischen Regierung sagte CNN, man stehe in ständigem Kontakt mit dem Amt des türkischen Ministerpräsidenten und dessen außenpolitischen Chefberater Ahmet Davutoglu. Dieser war erst vor drei Tagen in Bagdad, um dort einen Besuch des kurdischen Staatspräsidenten des Irak, Dschalal Talabani, vorzubereiten. Der türkische Präsident Abdullah Gül hatte Talabani schon zu Beginn der Operation eingeladen. Er dürfte nun bald nach Ankara kommen.

Wirklich spannend wird es erst, wenn die türkische Regierung sich auch auf direkte Gespräche mit Massud Barsani einlässt, dem derzeitigen Präsidenten der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Nur ein verbindliches Abkommen mit Talabani und Barsani kann eine Neuordnung der Beziehungen zwischen der Türkei und den nordirakischen Kurden einleiten. Türkische Kommentatoren hoffen, dass mit dem Feldzug zumindest die Infrastruktur der PKK im Nordirak so zerstört wurde, dass sie ihre angekündigten Frühjahrsangriffe nicht mehr auf türkischem Gebiet durchführen kann. Politische Beobachter warten darauf, dass die Regierung Erdogan endlich ihr Programm zur wirtschaftlichen Unterstützung der kurdischen Region verkündet und erklärt, wie sie den Kurden kulturell und politisch entgegenkommen will.

Die großangelegte Bodenoffensive hatte am 21. Februar begonnen. Die türkische Armee war in den Nordirak einmarschiert, um dort gegen PKK-Stützpunkte vorzugehen. Ankara wirft der autonomen Kurdenregierung im Nordirak vor, nicht entschieden genug gegen die PKK-Rebellen vorzugehen. Die Türkei vermutet rund 4000 PKK-Kämpfer im Nachbarland. Von dort aus unternahmen sie in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffe auf Ziele in der Türkei. Die USA fürchteten, der Einsatz könne den Irak weiter destabilisieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.