USA verlieren Stützpunkt: Ecuador wird Friedensterritorium

Nach einer Verfassungsänderung sollen ausländische Militärbasen im Land geschlossen werden. Die USA verlieren ihren wichtigsten Stützpunkt in Südamerika.

Auf Distanz zu den USA: Ecuadors Präsident Rafael Correa. Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz Ecuadors neue Verfassung enthält gleich zu Beginn einen mehr als symbolträchtigen Artikel. Das Andenland wird "Friedensterritorium", beschloss dieser Tage die verfassunggebende Versammlung. Ausländische Militärbasen soll es künftig nicht mehr geben. 89 von 130 Abgeordneten verabschiedeten den Artikel 5, der auf die US-Militärbasis nördlich des Pazifikhafens Manta abzielt. "Es ist ein historischer Erfolg", jubelte die Abgeordnete María Augusta Calle, "wir mussten gegen großen Druck aus dem Ausland kämpfen."

Präsident Rafael Correa hatte mehrfach angekündigt, den im November 2009 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Offiziell dient der 1999 eröffnete Luftwaffenstützpunkt der Drogenbekämpfung im Andenraum. Nachdem die US-Militärs ihre Stellungen in Panama hatte räumen müssen, richteten sie in El Salvador, auf den Karibikinseln Aruba und Curação und eben in Manta "vorgelagerte Operationsstützpunkte" ein - relativ kleine Basen, die im Bedarfsfall schnell aufgestockt werden können. Darüber hinaus unterhalten die USA nach eigenen Angaben sechs kleinere Anlagen in Kolumbien und eine in Peru.

Noch ist Manta der wichtigste US-Stützpunkt in Südamerika. Ecuadorianische Militärs vermuten, dass von dort aus der Angriff Kolumbiens vom 1. März auf ein Lager der Farc-Guerilla in Ecuador logistisch unterstützt wurde. In der Nacht der Bombenattacke, bei der Farc-Vize Raúl Reyes und weitere 24 Menschen getötet wurden, war ein in Manta stationiertes militärisches Transportflugzeug unterwegs. "Seit 2000, als der Plan Colombia anlief, wurde die strategische Allianz zwischen den USA und Kolumbien vertieft, um die Guerilla zu bekämpfen und anschließend die Nachbarländer in diesen Krieg zu verwickeln", zitiert die Agentur IPS einen hohen ecuadorianischen Militär. Die heutigen Spannungen sieht er als Ergebnis dieser Entwicklung.

Die Awacs-Aufklärungsflugzeuge der USA, die von Manta aus starten, leiteten keinerlei Informationen an die ecuadorianischen Streitkräfte weiter, sagte Verteidigungsminister Wellington Sandoval. Dies sei im schlecht ausgehandelten Vertrag nicht vorgesehen. Auch die Grenzgebiete könne Ecuador dadurch nicht besser kontrollieren, Unterstützung erhielten nur Kolumbiens Militär und Polizei.

Seit seinem Amtsantritt Anfang letzten Jahres geht Präsident Correa auf Distanz zu den USA. Im Mai 2007 ließ er erstmals seit 1959 die Teilnahme an gemeinsamen Manövern im Pazifik absagen. Zum Beschluss des Verfassungskonvents sagte US-Botschafterin Linda Jewell, Washington respektiere die Entscheidung Ecuadors und werde "neue Mechanismen der Zusammenarbeit" gegen den Drogenhandel anstreben. Der Verfassungstext soll bis Ende Juni verabschiedet und anschließend durch eine Volksabstimmung bestätigt werden.

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