Frauen dominieren Spaniens Kabinett: Verteidigungsministerin, schwanger

Erstmals in der Geschichte Spaniens sind mehr Frauen als Männer im Kabinett. Regierungschef Zapatero ging mit der Emanzipationsbotschaft hausieren.

Verdiente sich beim Wahlkampf in Katalonien ihre Lorbeeren: Verteidigungsministerin Chacón. Bild: dpa

MADRID taz Spaniens alter und neuer Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero ließ es sich nicht nehmen, die Schlagzeilen gleich selbst mitzuliefern, als er sein neues Kabinett vorstellte. "Mehr Frauen als Männer" - "Erstmals ein Gleichberechtigungsministerium" - "Eine Frau als Verteidigungsministerin"... "und sie wird bald schon in Mutterschaftsurlaub gehen", wiederholte Zapatero gleich mehrmals live im Fernsehen, nachdem er am Samstag vor König Juan Carlos I. seinen Amtseid geschworen hatte. Viele der MinisterInnen wussten von ihrer Ernennung seit mehreren Wochen, doch bis Freitagabend sickerte nichts an die Presse durch. Die Überraschung war gelungen.

Am Längsten wusste Carme Chacón von ihrem neuen Job im Verteidigungsministerium. Die 37-jährige bisherige Wohnungsministerin, die im Frühsommer eine Kind erwartet, wurde damit für ihr Abschneiden als Nummer 1 in Katalonien bei den Wahlen am 9. März belohnt. Im Verteidigungsministerium wird die Frau aus Barcelona jetzt entscheiden dürfen, wie Spanien sich künftig bei internationalen Missionen verhält. Immer mehr Stimmen verlangen einen Abzug der Soldaten aus Afghanistan. Ob die gerne als Ökopazifistin bezeichnete Chacón solchen Forderungen nachgibt, ist offen. Einen wichtigen Wechsel gibt es auch im Industrieministerium. Dort zieht mit dem Wirtschaftswissenschaftler Miguel Sebastián ein enger Vertrauter Zapateros ein. Zusammen mit dem neu gebildeten Innovationsministerium für Forschung und Hochschulbildung unter der baskischen Biomedizinerin Cristina Garmendia soll der Neoliberale den Wandel Spaniens "weg von der Bauindustrie" leiten.

Doch im Großen und Ganzen setzt Zapatero auf Kontinuität: Seine starke rechte Hand bleibt Vizepräsidentin María Teresa de la Vega, Pedro Solbes ist weiterhin zweiter Vizepräsident und Finanzminister. Miguel Ángel Moratinos steht wieder dem Außenministerium vor, Alfredo Pérez Rubalcaba bleibt im Innenministerium.

Aufgelöst hat Zapatero das Umweltministerium und es mit Landwirtschaft und Fischfang zusammengelegt, um "die Ressourcen zu verwalten" und die "Folgen des Klimawandels zu bekämpfen". Chefin des neuen Ministeriums für Umwelt, ländlicher Raum und Meer wird die bisherige Landwirtschaftsministerin Elena Espinosa. Dass ausgerechnet die Landwirtschaft mit ihren illegalen Brunnen nicht unerheblich an der Verwüstung ganzer Landstriche schuld ist, scheint die Entscheidung nicht beeinflusst zu haben. Die bisherige Umweltministerin Cristina Narbona die die Wasserverschwendung in der Landwirtschaft immer wieder beklagte, gehört der neuen Regierung nicht mehr an. "Ausgerechnet jetzt, wo der Umweltschutz in einer katastrophalen Lage ist und oberste Priorität haben sollte, ist das ein schwerer Fehler", erklärt Greenpeace-Direktor Juan López Uralde enttäuscht.

Das Bildungsministerium ereilte ein ähnliches Schicksal. Es wurde mit dem Sozialministerium zusammengelegt. "Wir haben ein Qualitätsproblem in der Schulbildung, da braucht es eigentlich ein starkes Bildungsministerium", beschwert sich der Sprecher der größten spanischen Gewerkschaft CCOO, Fernando Lezcano.

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