Hisbollah und Israel verhandeln: Gefangenenaustausch in Aussicht

Israel und die libanesische Hisbollah reden darüber, zwei israelische Soldaten gegen fünf inhaftierte Libanesen auszutauschen. Deutschland vermittelt.

Im Sommer 2006 wurden die Soldaten Goldwasser (li.) und Regev (re.) von der Hisbollah gefangen genommen. Bild: dpa

JERUSALEM taz Ein Gefangenaustausch zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah steht offenbar kurz bevor. Dabei geht es um zwei israelische Soldaten, die am 12. Juli 2006 im Grenzgebiet angegriffen und entführt worden waren, was kurz darauf zum Krieg führte. Im Gegenzug soll Israel fünf inhaftierte Libanesen, darunter den bekannten Terroristen Samir Kuntar, freigeben. Der Handel findet unter Vermittlung des Bundesnachrichtendienstes statt, der sich schon bei früheren Geiselgeschäften als hilfreich erwies.

Die zwei Jahre seit der Entführung der beiden Reservesoldaten Eldad Regev und Ehud Goldwasser bewahrten die schiitischen Extremisten der Hisbollah Stillschweigen über den Gesundheitszustand ihrer Geiseln. Fest steht, dass die beiden Israelis im Verlauf des Grenzüberfalls schwer verletzt wurden. In israelischen Sicherheitskreisen war wiederholt die Vermutung geäußert worden, dass die Soldaten nicht mehr am Leben sind.

Die UNO hatte im Rahmen des Waffenstillstandsvertrages 2006 die Hisbollah zur bedingungslosen Freigabe von Goldwasser und Regev aufgerufen. Über 1.000 Menschen, davon die überragende Mehrheit Libanesen, hatten bei dem israelischen Feldzug, der der Befreiung der Entführten galt, ihr Leben verloren.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, der unmittelbar nach dem Krieg zugab, dass er die Soldaten nicht angegriffen hätte, wenn er gewusst hätte, wie scharf Israel reagieren würde, gewinnt mit dem Handel innenpolitisch Punkte. Bereits am Montag versprach er seinen Anhängern die baldige Rückkehr von "Samir Kuntar und seinen Brüdern". Kuntar gilt im Libanon als Held. Er sitzt seit 1979 im israelischen Gefängnis, nachdem er bei einem Terrorüberfall im Norden Israels drei Menschen getötet hatte.

Israel hatte Kuntar von früheren Geiselfreilassungen ausgenommen und als Faustpfand behalten, um von der Hisbollah Informationen über das Schicksal des bereits 1986 über dem Libanon abgestürzten Soldaten Ron Arad zu erpressen, die Nasrallah aber offenbar nicht liefern kann.

Im jetzigen Handel inbegriffen sind die Leichen von zehn Libanesen, die bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten getötet wurden, sowie Nasim Nasser, ein gebürtiger Libanese mit israelischer Staatsbürgerschaft und konvertierter Muslim. Nasser hat erst vor kurzem seine sechsjährige Haftstrafe abgesessen, zu der er aufgrund von Spionagetätigkeit im Auftrag der Hisbollah verurteilt worden war. Nicht in dem Handel inbegriffen sind palästinensische Häftlinge.

Ein westlicher Diplomat in Beirut sagte laut dpa, der deutsche Vermittler habe Fortschritte bei den Gesprächen erzielt: "Ich kann nur sagen, dass die deutsche Vermittlung erfolgreich dabei war, einige der Hindernisse aus dem Weg zu räumen." Nach Spekulationen in Beirut könnte der Geiselaustausch möglicherweise bereits an diesem Wochenende erfolgen.

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