Hundert Pinochet-Agenten in Chile vor Gericht

Im größten Prozess wegen Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur geht es um den Mord an Oppositionellen

SANTIAGO DE CHILE afp ■ In Chile ist der bislang größte Prozess wegen Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur von Augusto Pinochet eingeleitet worden. Die Justiz eröffnete am Montag das Verfahren gegen fast hundert ehemalige Sicherheitsbeamte und Militärangehörige, die 1975 an der berüchtigten „Operation Colombo“ beteiligt gewesen sein sollen. Dabei wurden 119 Oppositionelle ermordet. Die Junta behauptete stets, die Regimegegner seien bei internen Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.

Der Richter Víctor Montiglio ordnete in Santiago de Chile Untersuchungshaft für 98 Mitglieder der ehemaligen Sicherheitskräfte an. Unter den Beschuldigten befindet sich der frühere Chef von Pinochets Geheimdienst Dina, Manuel Contreras, der bereits im Zusammenhang mit anderen Menschenrechtsverletzungen im Gefängnis sitzt. Auch 15 weitere Beschuldigte büßen bereits Haftstrafen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Pinochet-Diktatur ab.

Am Dienstag sollten die übrigen ehemaligen Sicherheitsbeamten und Militärangehörigen festgenommen werden, die sich wegen der „Operation Colombo“ verantworten müssen. Auch der im Dezember 2006 gestorbene Diktator Pinochet war wegen der „Operation Colombo“ angeklagt und unter Hausarrest gestellt worden.

Während Pinochets Herrschaft von 1973 bis 1990 wurden in Chile knapp 3.200 Menschen ermordet. Nachweislich wurden mindestens 28.000 Menschen gefoltert, vermutlich ist die Zahl der Folteropfer jedoch wesentlich höher.