Annäherung zwischen Pakistan und Indien: Treffen der verfeindeten Nachbarn

Indiens Premier Singh und sein pakistanischer Amtskollege Gillani treffen sich erstmals seit dem Terrorangriff von Bombay zu Gesprächen - in Ägypten.

Entspannt sieht anders aus, aber immerhin: Premiers Gilani und Singh in Sharm el-Sheikh. Bild: reuters

DELHI tazIndiens Premier Manmohan Singh hat am Donnerstag seinen pakistanischen Amtskollegen Yusuf Raza Gillani im ägyptischen Scharm al-Scheich getroffen. Zwischen beiden verfeindeten Atommächten herrschte Eiszeit, seit Ende November pakistanische Attentäter in Indiens Wirtschaftsmetropole Bombay mehr als 160 Menschen töteten. Beide Regierungschefs fanden starke Worte, als sie nach ihrem mehrstündigen Gespräch am Rand des Blockfreien-Gipfels vor die Kameras traten: Eine Fortsetzung des Dialogs sei der einzige Weg nach vorn. Und: Aktionen gegen den Terrorismus dürften nicht den Friedensprozess überschatten.

Doch ging Singh erneut auf die Terrorattacke in Bombay ein, die in Indien noch immer Reizthema ist. "Premierminister Singh wiederholte die Notwendigkeit, die Täter der Bombay-Attacke zur Rechenschaft zu ziehen, und Gillani versicherte, Pakistan werde dafür alles unternehmen, was in seiner Macht liegt", hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Beide hätten versichert, hierfür "zusammenzuarbeiten". Terror sei die "Hauptbedrohung" für "beide Länder".

Beim letzten noch eher zufälligen Treffen von Spitzenpolitikern beider Länder hatte das Thema Bombay noch für Verstimmungen gesorgt. Im Juni trafen sich Singh und Pakistans Präsident Asif Ali Zardari am Rand eines Gipfels im russischen Jekaterinburg. Vor Journalisten überraschte Singh Zardari mit dem Satz: "Ich bin froh, Sie zu treffen. Aber mein Auftrag ist, bekannt zu geben, dass Pakistan nicht für Terrorismus benutzt werden darf." Singh war die Freude über den gelungenen Streich anzusehen. Zardari wirkte brüskiert und sagte, man solle doch besser reden, wenn die Journalisten den Raum verlassen hätten. In Pakistan wurde Singhs unsanfter Hinweis aufgeregt diskutiert. Zeitungen beschrieben ihn als "unhöflich". Wohl auch deshalb erschien Zardari jetzt nicht persönlich in Scharm al-Scheich, sondern schickte seinen Premier.

Doch der Ärger über Singh scheint verflogen. Islamabad erklärte vor wenigen Tagen, die Verfahren gegen fünf mutmaßliche Drahtzieher der Bombay-Attacke würden in Kürze eröffnet. Erst am Dienstag vertagte die Regierung von Pakistans Provinz Punjab ihre Entscheidung darüber, ob sie ihren Strafantrag gegen Hafiz Saeed, den Gründer der Militantengruppe Lashkar-e-Toiba und mutmaßlichen Hauptverdächtigen des Anschlages, zurückzieht. Und: Kurz vor dem Treffen übergab Pakistan Indien ein aktualisiertes Ermittlungsdossier zu dem Anschlag.

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