Massaker in der Goldmine wirft Schatten auf ANC-Helden

SÜDAFRIKA Firma von Angehörigen Mandelas und Zumas soll 20 „illegale“ Bergleute erschossen haben

Die Sicherheitsleute riefen sich „Erschießt sie alle!“ zu, bevor sie das Feuer eröffneten

JOHANNESBURG/BERLIN taz | Die Familien des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma und des Freiheitshelden Nelson Mandela sind möglicherweise in Massaker an Bergleuten verwickelt. In der Goldmine Grootvlei nahe Johannesburg dauerte gestern die Suche nach Leichen an, nachdem die Polizei am Vortag vier Tote geborgen hatte. Die Zeitung Sowetan hatte am Donnerstag berichtet, 20 Menschen seien in dem Bergwerk erschossen worden, vermutlich vom Sicherheitspersonal.

Die Mine Grootvlei gehört seit Oktober 2009, als ihr Vorbesitzer Pamodzi pleiteging, der Bergbaufirma Aurora Empowerment Systems. Diese gehört gemeinsam Präsident Zumas Neffen Khulubuse Zuma und Mandelas Enkel Zondwa Mandela. Nach Firmenangaben wurden die Bergbauoperationen in Grootvlei im April eingestellt, nachdem es Streiks sowie eine Umweltkatastrophe gegeben hatte. Teile der Belegschaft sollen aber in der Mine geblieben sein und die Förderarbeit dort auf eigene Faust weitergeführt haben, während Aurora neue Investoren suchte.

Diese „illegalen Bergleute“, so Aurora, hätten sich Anweisungen widersetzt, das Gelände zu verlassen. Die Bergbaugewerkschaft NUM hatte im Mai jedoch erklärt, die Bergleute seien sich selbst überlassen worden: „Über 2.000 Arbeiter befinden sich in Aurora Grootvlei ohne Lohn, ohne Lebensmittel, Wasser oder Strom“, hatte die NUM gesagt. Drei Bergleute aus Mosambik und Lesotho seien gestorben, nachdem sie vergiftetes Wasser unter Tage getrunken hätten.

Dass die Mine Grootvlei das Wasser in der Umgebung verseucht, war bereits im März Grund für eine Polizeirazzia gewesen. Die zum Goldabbau genutzten Chemikalien seien 15 Jahre ins Grundwasser gelangt, unter anderem in einem benachbarten Naturschutzgebiet, lautete damals der Vorwurf. Sollte er sich bewahrheiten, müssten der Zuma-Neffe und der Mandela-Enkel mit Gefängnisstrafen rechnen. Jetzt kommen auch noch die Massakervorwürfe dazu.

Nach Angaben von Augenzeugen, die der Sowetan zitiert, ereignete sich das Massaker am Montag. Ein Überlebender habe ausgesagt, die Sicherheitsleute hätten sich gegenseitig „Erschießt sie alle!“ zugerufen, bevor sie das Feuer eröffneten, so die Zeitung. Am Dienstag seien vier schwerbewaffnete Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma gesehen worden, wie sie aus der Mine stiegen, zusammen mit fünf festgenommenen Bergleuten, denen Diebstahl vorgeworfen wurde. Ein Wachmann habe gesagt, weitere Diebe befänden sich erschossen unter der Erde. Nach Erscheinen des Zeitungsberichts am Donnerstag wurde die Mine durchsucht und zunächst vier Leichen geborgen.

Thulani Ngubane, einer der Direktoren von Aurora, verteidigte die Tötungen gestern gegenüber der südafrikanischen Nachrichtenagentur Sapa. „Es ist ganz einfach“, sagte er. „Wenn du da hingehst und Gold stiehlst, soll ich dann auf die Knie sinken und beten? So geht das nicht. Wir müssen unser Eigentum schützen.“ Die „illegalen“ Bergleute seien schwer bewaffnet gewesen. „Was hätten wir denn machen sollen? Unsere Leute sind ja nicht verrückt.“ D.J.