Lkw-Blockade in Schanghai

CHINA Protest gegen Dieselpreissteigerung

AUS PEKING JUTTA LIETSCH

Hunderte Lastwagenfahrer haben auch gestern den Schanghaier Hafen an mehreren Stellen blockiert. Damit protestieren sie gegen zu hohe Diesel- und Benzinpreise. Es war der dritte Tag des Ausstands. Der Polizei gelang es mit vielen Beamten, sicherzustellen, dass Schiffe be- und entladen werden konnten und einige Zufahrtswege offen blieben. Mehrere Streikende sollen festgenommen worden sein.

Der Schanghaier Hafen ist der geschäftigste Umschlagplatz der Welt. Der Streik fällt in eine Zeit großer Nervosität wegen Teuerungen und einer Überhitzung der Wirtschaft in China. Diesel ist in diesem Jahr um 10 Prozent teurer geworden. Das ist für viele Lkw-Fahrer, die auf eigene Kosten arbeiten, nicht zu verkraften.

Schanghai ist nicht der erste Ort in China, an dem jetzt aus Zorn über Preiserhöhungen gestreikt wird. Doch die zensierten Medien berichten über solche Aktionen in der Regel nicht, damit der Funke nicht auf andere Regionen Chinas überspringt.

Premierminister Wen Jiabao versprach in den vergangenen Wochen immer wieder, die Inflation zu bekämpfen. So erhöhte die Zentralbank kürzlich zum vierten Mal innerhalb eines halben Jahres die Zinsen. Gleichzeitig wies die Regierung die Banken an, ihre Kapitalreserven zu erhöhen und weniger Geld zu verborgen. Dennoch kletterten die Preise bis März um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lebensmittelpeise stiegen gar um 11,7 Prozent.

Die Teuerungen sind unter anderem Folge der gewaltigen Konjunkturprogramme in Reaktion auf die internationale Finanzkrise. Milliarden flossen so unter anderem in den Immobilienmarkt. Wohnungen verteuerten sich, sodass sich viele Bürger ein eigenes Heim nicht mehr leisten können. Zudem horteten Firmen Rohstoffe wie Kupfer, um ihr Geld vor Entwertung zu schützen – und treiben dadurch die Preise weiter hoch. In der renommierten Finanzzeitschrift Caixin warnte der Ökonom Andy Xie jetzt vor einer „ausgewachsenen Krise“, falls es nicht gelinge, die riesigen Geldmengen zu kontrollieren, die derzeit auf dem Markt sind.