Tödlicher Vorwahlkampf mit Macheten, Pfeil und Bogen

INDONESIEN Im abgelegenen Westpapua gibt es die schlimmsten Attacken seit Langem – 21 Tote

BANGKOK taz | In Westpapua sind seit dem Wochenende 21 Menschen ums Leben gekommen: Am Sonntag wurden 17 Menschen getötet, als hunderte Anhänger rivalisierender Kandidaten der für November geplanten Kommunalwahlen mit Macheten, Steinen und Pfeil und Bogen aufeinander losgingen. Dann schossen am Montag Bewaffnete nahe der Provinzhauptstadt Jayapura auf einen Minibus und attackierten die Passagiere mit Macheten. Vier Fahrgäste starben, unter ihnen ein Soldat.

Die genauen Umstände der wohl nicht miteinander zusammenhängenden Gewaltakte sind unklar. Allerdings sucht die Polizei beim Angriff auf den Minibus die Schuldigen wieder unter Rebellen der Separatistenorganisation Bewegung Freies Papua (OPM). „Geheimdienstinformationen zufolge wurde am Straßenrand eine in den Boden gerammte Morgensternflagge gefunden“, zitierte die Zeitung Jakarta Globe den Polizeisprecher Wachyono. Das Hissen dieser Flagge ist in Indonesien verboten, weil sie Ausdruck für die von der OPM geforderte Unabhängigkeit Westpapuas ist. Einwohner der Region ganz im Osten des Inselstaats weisen eine vorschnelle Verurteilung durch die Autoritäten zurück: „Der Angriff war dazu gedacht, die OPM zu diskreditieren“, sagt ein Gemeindevertreter. Er vermutet, Polizei oder Militär steckten dahinter.

Der indonesische Westteil der Insel Papua leidet seit Jahrzehnten unter Konflikten und Menschenrechtsverletzungen. Unterstützt von der UNO hatte sich Indonesien die einst niederländische Kolonie durch eine manipulierte Abstimmung 1969 einverleibt. Während die schlecht ausgerüsteten OPM-Rebellen nichts gegen Indonesiens Militär ausrichten konnten, leidet die Bevölkerung unter der Unterdrückung der Statthalter Jakartas. Menschenrechtler beklagen eine Militarisierung.

Im November 2001 verschleppten und ermordeten Angehörige der berüchtigten Kopassus-Einheit, einer militärischen Elitetruppe, den Unabhängigkeitsführer Theys Eluay. Militär und Polizei schüchtern immer wieder friedliche Aktivisten ein und verunglimpfen sie als „Separatisten“.

Zudem prägt große Armut die Region. Vom Rohstoffreichtum profitieren die Bewohner kaum, da dieser hauptsächlich die Begehrlichkeiten ausländischer Konzerne wie Freeport McMoran bedient. Der US-Konzern baut dort, geschützt von Indonesiens Militär, Gold und Kupfer ab. Während so jährlich hunderte Millionen Dollar Steuern nach Jakarta fließen, kämpft Papua mit den ökologischen Folgen. NICOLA GLASS