Drei Jahre Haft für Schmuggel im UN-Jeep

KONGO Ein UN-Fahrer wollte Zinnerz aus Ostkongo nach Ruanda schmuggeln. Es ging schief

BERLIN taz | Julien Mukala hielt sich für ganz schlau. Als Fahrer der UN-Blauhelmmission in der Demokratischen Republik Kongo (Monusco) konnte er die Grenze zwischen Goma im Ostkongo und Gisenyi in Ruanda in seinem Dienstfahrzeug ohne Kontrolle passieren. Also belud er am vergangenen Sonntagabend in Goma den UN-Jeep Nummer 1727 mit 24 schweren Säcken und fuhr zum Grenzposten „Grande Barrière“ am Ufer des Kivusees.

Den kongolesischen Beamten fiel die Überladung des Fahrzeuges auf. Sie guckten nach und fanden in jedem Sack 50 Kilo Zinnerz (Kassiterit), eines der wichtigsten Exportgüter Ostkongos, insgesamt 1,2 Tonnen. Mukala bot ihnen die Hälfte der Ware als Bestechung an. Die Beamten zogen es vor, an dem Kongolesen im UN-Dienst ein Exempel zu statuieren. Mukala wurde verhaftet, der Gouverneur der ostkongolesischen Provinz Nordkivu, Julien Paluku, kam höchstpersönlich mitten in der Nacht an die Grenze. Die Monusco hob die Immunität ihres Angestellten auf. Am Mittwoch verurteilte ein Gericht in Goma Mukala zu drei Jahren Haft und 25.000 Dollar Geldstrafe, ein Vielfaches des Werts der Schmuggelware. Gegen „Komplizen“ wird noch ermittelt.

Schmuggel von Mineralien aus Ostkongo gilt als eine der wichtigsten Finanzquellen für Milizen und auch Armeegeneräle in der weiterhin umkämpften Region. Auch UN-Blauhelmsoldaten sind in der Vergangenheit beim Goldschmuggel aufgeflogen. Seit einigen Jahren haben Reformen an der Grenze den Schmuggel eingedämmt, aber neue US-Regeln, die Verbraucher kongolesischer Mineralien zum Nachweis der „konfliktfreien“ Herkunft verpflichten, haben viele Ankäufer abgeschreckt und den legalen Export wieder weitgehend zum Erliegen gebracht.

So blüht nun wieder der Schmuggel. Die Säcke im UN-Auto kamen von der Handelsfirma „Ebir“ in Goma, im Besitz eines Ruanders, der in Ruanda bereits in Haft gesessen haben soll.DOMINIC JOHNSON