Zweifel an Mordkomplott in Washington

USA Die Beweislage für eine iranische Verwicklung in das angebliche Mordkomplott gegen den saudischen Botschafter scheint dünn. Ermittler und Iranexperten verweisen auf erhebliche Lücken

WASHINGTON dpa/rtr | In den USA werden Zweifel an dem angeblichen Mordkomplott des Irans gegen den saudischen Botschafter Adel al-Dschubair in Washington laut. Selbst US-Ermittler seien skeptisch gewesen, weil das Komplott schlecht organisiert gewesen sei, berichtete die Washington Post unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Beamte am Donnerstag.

Justizminister Eric Holder hatte „Elemente der Regierung“ im Iran, konkret den militärischen Arm al-Kuds der Revolutionsgarden, für den Plot verantwortlich gemacht. Nun räumten Beamte ein, das Komplott trage nicht die Handschrift der Spezialeinheit. „Was wir sehen, scheint unvereinbar mit den hohen Standards, die wir aus der Vergangenheit kennen“, heißt es: „Wir hätten erwartet, dass die Al-Kuds-Truppe ihre Spuren effektiver verwischt.“ Erst nach monatelangen verdeckten Ermittlungen seien die Fahnder zunehmend überzeugt gewesen.

In der New York Times äußerte sich der Nahostexperte Kenneth Katzman kritisch. „Es gibt keinen Präzedenzfall und noch nicht einmal eine angemessene Begründung dafür, dass der Iran ein Komplott mit nichtmuslimischen Dritten wie mexikanischen Drogenbanden plant“, sagte Katzman. „Ein Autoverkäufer aus Texas, der nicht mal selbst ein Al-Kuds-Mitglied ist und seit vielen Jahren in den USA lebt – das passt nicht zusammen.“

Andere US-Regierungsvertreter brachten dagegen den iranischen Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei ins Gespräch. „Das ist eine Operation, die auf höchster Ebene in der iranischen Regierung hätte genehmigt werden müssen“, sagte ein hochrangiger Beamter der Los Angeles Times. Diese Schlussfolgerung gründe sich auf Analysen und das Wissen über Aufbau und Funktionsweise der Al-Kuds-Truppe.

Der ehemalige iranische Präsident Mohammed Chatami warnte unterdessen seinen Nachfolger Mahmud Ahmadinedschad vor einem möglichen Militärangriff der USA. „Unsere politischen Vertreter sollten vorsichtig sein, den USA einen Vorwand zu liefern, um gegen unsere Sicherheit und territoriale Integrität vorzugehen“, sagte Chatami der oppositionellen Internetseite Rahesabs. Er bezeichnete die US-Vorwürfe als eine Verschwörung der Regierung in Washington, um sich Vorteile für die Präsidentschaftswahlen 2012 zu verschaffen.

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