Kommentar: Resignieren und wegfahren

Gegen die Silvesterböllerei wird auch in Zukunft kein Kraut wachsen.

Auch in der Provinz kann es gefährlich werden: Szene aus dem Voralpenland. Bild: AP

Die ewig gleichen Jammermeldungen vor Silvester nerven. Böllerei ist Unfug, schimpfen Politiker; denkt an den Hunger in der Welt, mahnen die Kirchen; und der Tierschutzverein beklagt Hörschäden für die Hauskatze. Ja mei!, hieße es in Bayern. Klar findet jeder Böllern auf den Straßen gefährlich, sinnlos und primitiv. Aber es ist eben so. Sich jährlich aufs Neue darüber aufzuregen, ist ebenso schwachsinnig.

Ein Feuerwerk, so die Eiferer, gehöre zum Kulturgut, zur westlichen Tradition. Das Billig-Böllern sei eine unschöne, hinzunehmende Begleiterscheinung. Überhaupt sei es ja erst ab 18 Uhr an Silvester erlaubt, die Knaller zu zünden. Warum selbst in Steglitz dann schon am zweiten Weihnachtsfeiertag Explosionen das Trommelfell belasteten? "Müssen Restbestände sein."

Nicht aufregen! Denn wer fordert, Feuerwerk und Böllern bundesweit zu verbieten, verhält sich realitätsfern. In der Folge würden die Menschen eben illegal und womöglich Selbstgebasteltes verfeuern, das trüge nicht unbedingt zu mehr Sicherheit in der Stadt bei. Wer an das finanzielle Gewissen appelliert und auf die Rezession verweist, steht auch auf verlorenem Posten: Die überquellenden Geschäfte in den vergangenen Tagen zeigen, dass die Berliner Geldbeutel noch gut gefüllt sind.

Bleibt nur die Resignation. Kurz darf schon fluchen, wer in der Silvesternacht die Party verlassen will und nicht weiß, wie er lebendig zu Hause ankommen soll. Fahrrad? Aus Sicherheitsgründen daheim gelassen. Bus? Kommt keiner. Taxi? Teuer. Also feiern, bis sich die Lage draußen beruhigt hat. Ab sieben Uhr morgens muss das wilde Knallen per Gesetz aufhören. Und nächstes Jahr, ganz ganz sicher, fahren wir weg aus Berlin. Auf Sylt. Oder in den Harz. Da soll das Böllern verboten sein. Angeblich.

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