WAS MACHT EIGENTLICH ... der Berliner?
: Rodeln, was das Zeug hält

„Ja gut, ein paar Plastikschlitten haben wir schon noch im Angebot.“ Herr Wyrembek von der Sportabteilung des Kaufhofs am Alexanderplatz möchte das Gerücht eines Schlittennotstandes in Berlin nicht bestätigen. Dann räumt er aber doch ein, dass die beliebten Holzschlitten tatsächlich erst einmal ausverkauft sind. Sie werden frühestens wieder kommende Woche im Angebot sein. Eine Woche Wartezeit? Die Holzschlitten, die derzeit zahlreiche ausgewiesene und nicht ausgewiesene Pisten in Berlin hinabschießen, produziert in der Regel ein Unternehmen von außerhalb. Der Kaufhof am Alexanderplatz bezieht seine Gefährte beispielsweise aus dem Bayerischen Wald. Insofern dauert es seine Zeit, bis Nachschub die Hauptstadt erreicht.

Wer nicht so lange warten möchte, bedient sich anderer Hilfsmittel, um den Teufelsberg, den Abhang des Mauerparks oder die Bundesstraße 96 hinabzusausen. Für Kurzentschlossene bietet noch immer die gute alte Plastiktüte archaischen Fahrspaß. Am Volkspark Friedrichshain ist diese Schlittenvariante allerdings eine vom Aussterben bedrohte Art. Hier flitzen die offenbar aus dem Keller ans Licht gezerrten Holzschlitten mit ihren Plastikbrüdern um die Wette – ab und an überholt von zweckentfremdeten Reifen diverser Kraftfahrzeugtypen.

Doch auch Raritäten bevölkern die Rodelstrecken: So wurde unlängst eine Matratze als Fortbewegungsmittel gesichtet. Schwer zu lenken, aber bezüglich der entspannten Sitzmöglichkeiten unerreicht. AJ
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