WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Jugendlichen im Knast Plötzensee?
: Beim Nachmittags-TV schlau werden

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die lassen sich nicht wirklich nachvollziehen. Da hat jetzt zum Beispiel die Jugendstrafanstalt Plötzensee ihren Insassen erlaubt, in ihren Zellen fernzusehen. Bislang war das nicht gestattet. Dagegen werden sich Insassen kaum wehren, weil damit jeder selbst wählen kann, was er guckt, und nicht auf die Auswahl im Gemeinschaftsraum angewiesen ist.

Und gut klingt auch, wenn die zuständige Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) davon spricht, dass der TV-Konsum in ein pädagigisches Konzept eingebettet sein soll. Nicht nachvollziehbar ist aber, dass die Insassen nur zwischen 15 und 20 Uhr fernsehen dürfen. Denn was da quer durch fast alle Sender zu sehen ist, lässt sich nicht wirklich unter „pädagogisch wertvoll“ einordnen. Pünktlich zum Start der öffentlich-rechtlichen Bildungsanstalt Nr. 1, der „Tagesschau“, ist Schluss mit Fernsehgucken. Und auch die bildungsbeflissene neueste Guido-Knopp-ZDF-Dokumentation und der erwartungsgemäß populärere Actionfilm auf Pro7 bleiben den Insassen verwehrt, die sich das Fernsehgucken übrigens durch „entsprechendes Verhalten“ verdienen sollen.

Stattdessen gibt es etwa am heutigen Montag um 15 Uhr „Rote Rosen“ auf der ARD, Zoogeschichten aus Sachsen im ZDF, „Richterin Barbara Salesch“ auf Sat.1 oder „King of Queens“ auf Kabel 1. Sehr seichte Kost, um es mal beschönigend zu sagen. Daraus ein pädagogisches Konzept zu machen, kommt schon nahe an die Quadratur des Kreises heran. STA FOTO: AP