… Adele Spitzeder?
: Als Kapitalverbrecherin verehrt werden

Adele Spitzeder hat seit Montag ein Denkmal in Berlin. Vor der Börse in der Fasanenstraße ist die sage und schreibe 18 Meter hohe Frauenfigur von den Initiatoren des Theaters Engelbrot enthüllt worden.

Adele Spitzeder war Volksschauspielerin – und Kapitalverbrecherin im wörtlichen Sinne. 1869 gründete sie eine Privatbank in München. Ihr Unternehmen funktionierte nach dem Schneeballsystem: Allein der Kundenzuwachs genügte, um Gewinne zu machen. Das Geschäft lief erstaunlich gut dafür, dass Spitzeder völlig mittellos war. Finanzbuchführung gab es nicht. Kein Wunder: Die Angestellten hatten keine kaufmännische Ausbildung. Das Geld wurde in Säcken gestapelt oder im Tresor eines Frisörs verwahrt. Spitzeders Kunden waren meist Bauern. Sie vertrauten ihr blind und verkauften die Höfe, weil sie dachten, von den Zinsen allein leben zu können. Erst als 60 Gläubiger gleichzeitig ihr Geld verlangten, brach die Bank zusammen. 31.000 Bürger waren um 8 Millionen Gulden betrogen worden.

Konkursverwalter wurde die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, ein Vorläufer der heutigen Hypo Real Estate. Während aber Spitzeder, die auch eine Armenküche unterhielt, in den Knast musste, bekommt die marode Hypo Real Estate heute staatliche Hilfen in immenser Höhe. Da sei es an der Zeit, den Spieß endlich umzudrehen und Geld von den Banken zu fordern – so die Denkmalinitiatoren. Sie wollen 20 Prozent des Börsengewinns für das Denkmal, das Theater, die Armen und die Kirche. AE FOTO: REUTERS