Atomkraftgegner gesucht für Menschenkette

Eine Demonstration gegen Atomkraft soll die Friedrichstraße in Mitte lahmlegen. Mit einer Menschenkette wollen die Teilnehmer vor dem Ort der Wintertagung der Atomwirtschaft gegen Atomenergie demonstrieren

Zum Auftakt der Wintertagung der deutschen Atomwirtschaft rufen Atomkraftkritiker zu Protesten auf. Am Mittwochabend wollen die Aktivisten dabei die Friedrichstraße lahmlegen – für eine Demonstration von der Vattenfall-Zentrale zum Tagungsort des Atomforums im Maritim-Hotel. Dort, an der Ecke Dorotheenstraße, sollen die Protestierenden um den Block herum eine Menschenkette bilden. Dafür müssen mindestens 500 Demonstranten kommen. „Wir wollen zeigen, dass das Risiko und die Nebenwirkungen der Atomkraft einfach viel zu hoch sind und die Entscheidung dafür gegen das Gemeinwohl geht“, sagt Axel Dierich von der Berliner Initiative nixatom, die sich an den Vorbereitungen beteiligt.

Die Aktivisten von nixatom riefen schon in den letzten Jahren zur Demonstration gegen das Atomforum auf – bislang mit mäßigem Erfolg. Rund 60 Teilnehmer zogen im vergangenen Jahr von der Vattenfall-Zentrale zum Maritim. Das soll in diesem Jahr anders werden – nicht nur dank der größeren Werbekampagne. „Ich glaube, dass derzeit in die Anti-Atom-Bewegung insgesamt wieder neues Leben kommt“, sagt Dierich. Auch er hat in den vergangenen Wochen die Werbetrommel gerührt, Plakate verteilt. Viele Menschen würden erst jetzt mit der neu aufkommenden Debatte um die Abschaltung von Atomkraftwerken das Risiko der Atomenergie wahrnehmen, glaubt er. Obwohl es in Regionen, in denen die Anwohner beispielsweise durch Castor-Transporte direkt betroffen seien, einfacher sei, Menschen zu mobilisieren.

„Atomforum umzingeln“ nennen die Initiatoren ihren Protest gegen die Wintertagung der Atomwirtschaft. Die trifft sich seit drei Jahren regelmäßig im Winter in Berlin. Das Atomforum ist ein Verein, zu dem unter anderem Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Forschung angehören. In diesem Jahr stehen Themen von Energieverantwortung bis Endlagerung von Atommüll auf dem Programm. Während das Atomforum die Veranstaltung als „Fachtagung“ verteidigt, werfen Kritiker den Veranstaltern vor, die Konferenz nur als Teil ihrer PR-Strategie auszurichten.

In diesem Jahr werden, wenn es nach den Atomkraftgegnern geht, die Proteste auch erstmals für eine breite Öffentlichkeit zu spüren sein. Anders als in den vergangenen Jahren mobilisieren lokale und bundesweite Organisationen. „Wir hatten lange eine sehr festgefahrene Situation, und das könnte sich in diesem Jahr ändern“, erklärt Jochen Stay von „ausgestrahlt“ mit Blick auf das Wahljahr. „Es besteht somit die Chance, dass sich etwas bewegt – aber auch die Gefahr.“ Weil die Atomlobby in diesem Jahr jede Chance nutzen werde, um eine Laufzeitverlängerung durchzusetzen, seien Proteste besonders wichtig.

„Nachdem die Castor-Proteste so gut gelaufen sind, mit so viel Motivation, dachten wir, da lässt sich noch was machen“, ergänzt Julia Seliger von Campact, das die Proteste unterstützt. Am Montag enthüllten die Aktivisten am Alexanderplatz die erste von 25 Plakatwänden, die aus der Bevölkerung eingesandte Argumente gegen die Atomkraft zeigen. SVENJA BERGT

Demonstration: Mittwoch, 17 Uhr Treff: U-Bahnhof Zinnowitzer Straße