Umzug: Suhrkamp bucht Berlin

Die Würfel sind gefallen: Der Suhrkamp Verlag zieht Anfang 2010 von Frankfurt nach Berlin. Und alle freuen sich. Über die Finanzhilfen schweigt sich der Senat aus.

Nicht nur die Bild-Zeitung - auch Suhrkamp liebt Berlin. Bild: Miguel Villagra/AP

Der Senat hat den nächsten Coup gelandet: Der Suhrkamp Verlag zieht Anfang 2010 von Frankfurt nach Berlin. Anders als bei der von allen Seiten kritisierten Entscheidung, die Modemesse "Bread & Butter" nach Tempelhof zu holen, scheinen sich diesmal wirklich alle mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu freuen - einschließlich der Opposition. Womit der Traditionsverlag letztendlich nach Berlin gelockt wurde, ließen sich die Verantwortlichen jedoch nicht entlocken. "Wir freuen uns sehr", sagte am Freitag Kulturstaatssekretär André Schmitz. Es sei eine bedeutende Nachricht für die Verlagsstadt Berlin.

Schmitz hatte sich sehr um Suhrkamp und dessen Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz bemüht und den Verlag etwa bei der Suche nach einem Gebäude unterstützt. Im Gespräch ist das Nikolaihaus in der Brüderstraße, südlich des Schlossplatzes. "Wenn ich einen Wunsch hätte, würde ich mir wünschen, dass das Verlagshaus das Nikolaihaus wird", sagte Schmitz der taz. Das Gebäude gehörte früher zum Stadtmuseum. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagte Schmitz. Wowereit sprach von einem "eindeutigen Bekenntnis des traditionsreichen Suhrkamp Verlags für die deutsche Hauptstadt". Der Verlag unterstreiche damit die Bedeutung des Medienstandortes Berlin.

Auch die Opposition gab sich zufrieden. "Ich freue mich, weil ein Traditionsverlag eine nachhaltige Ansiedlung ist, anders als viele elektronische Medienunternehmen", sagte Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Ihr Kollege Michael Braun (CDU) äußerte sich ebenfalls erfreut. Berlin werde damit als Kulturstandort in einem Bereich gestärkt, der vom Senat "bislang links liegen gelassen" worden sei - die Literatur. "Ich hoffe, dass eine solche Verlagerung eine Sogwirkung entfaltet", sagte Braun und fantasierte von einer Buchmesse.

Ströver kündigte an, im Kulturausschuss am Montag nach den Bedingungen des Umzugs zu fragen. Wirtschafts- und Kulturverwaltung hüllen sich einstweilen in Schweigen, was die finanziellen Zusagen betrifft. "Es geht nicht alles immer nur um Geld", sagte Schmitz. Bei 80 Prozent der knapp 130 Mitarbeiter des Verlags muss er dabei wohl noch Überzeugungsarbeit leisten: Anders als ihre Chefin haben sie herzlich wenig Lust, vom Main an die Spree zu ziehen.

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